Projekt Iron(wo)man. Recap Woche 57: Rennbericht Ironman 70.3 Kraichgau 2019 (HITZESCHLACHT!)

Hier kommt nun also der Rennbericht Ironman 70.3 Kraichgau. Na gut, mit ein bisschen Vorgeplänkel von der Race Week, denn die gehört auch dazu. Aber um das Wichtigste vorwegzunehmen: Ich habe es nicht geschafft. Also, ein Autogramm von Jan Frodeno zu bekommen. Den Ironman 70.3 Kraichgau? Den habe ich erfolgreich ins Ziel gebracht – wobei es bei der ganzen Sache einen Knackpunkt gab. Aber dazu gleich mehr.

Na, wer findet meinen Namen beim Ironman 70.3 Kraichgau?

 

Nein, der Ironman 70.3 Kraichgau ist noch kein ‚richtiger‘ Ironman, sondern nur ein halber. Aber das ist ein halber Ironman mehr als letztes Jahr; und 2020 steht dann, wenn alles gut läuft, in Hamburg die volle Ladung an. Ob die Sache mit dem Ironman ein bisschen verrückt ist? Natürlich ist sie das. Und genauso verrückt ist es, einmal pro Woche im Rahmen eines größenwahnsinnigen Projektes namens Iron(wo)man einen kleinen Roman über die vergangene Trainingswoche zu schreiben. Also widmen wir uns den Verrücktheiten der vergangenen Woche und steigen wir ein in das Ironman 70.3 Kraichgau-Geschehen. Ach so – falls jemand gerade zum ersten Mal auf dieser Seite herumklickt und sich fragt, wo er denn hier bloß gelandet ist – die letzten 56 Wochen (+1 Tag) gibt es hier: Woche 56, Woche 55, Woche 54Woche 53Woche 52 bis Woche 1 und Tag 1, ansonsten geht es hier per Zufallsklick zu einem beliebigen Beitrag.

Kurze Werbung in eigener Sache: Nach dem Ironman 70.3 Kraichgau geht es 2020 weiter mit der Teilnahme am Ironman Hamburg 2020  und ich freue mich über Unterstützung zur Umsetzung meines nächsten sportlichen Ziels. Ein Klick auf das obige Bild führt zu meiner PayPal.me-Seite mit der Möglichkeit, mich mit einer Einmalzahlung flugs zu sponsern. Wer Lust hat, kann meinen Lagerbestand auf eBay reduzierenmir mit Material von meiner Amazon-Wunschliste aushelfen, mich als Freiberuflerin anheuern (Redaktion, Lektorat, Übersetzung und so manches mehr), meine Fragen auf Quora anklicken und beantworten, meinen Stevens-CX auf listnride ausleihen, mit mir radeln gehen, oder – ganz NEU – völlig kostenlos & sinnbefreit meine neue Facebook-Seite liken. Auf Wunsch namentliche Erwähnung (oder nicht). Besten Dank!

Ironman 70.3 Kraichgau 2020: Der Tag X rückt näher

Dieser Beitrag beginnt ausnahmsweise nicht am Sonntag, sonder am Freitagabend, den 31. Mai 2019. Ich liege nach einem relativ unchaotischen Reisetag im Doppelbett meines Dreizimmer(!)-Hotelzimmers und regeneriere auf Teufel komm raus. Das Hotelzimmer ist wirklich eine Sensation. Als ich für die Kraichgau-Probefahrt vor drei Wochen hier war, war ich in einem Minikabuff direkt unter dem Dach – und heute bin ich in einem luxuriösen Riesenzimmer mit King-Size-Bett und – Achtung – durchgängiger Matratze! Ich betone das deshalb, weil ich (und einige andere Athleten) beim Check-In eine kleine Ewigkeit warten mussten, da ein Pärchen ein Zimmer mit getrennten Matratzen bekommen hat und gerne umtauschen wollte. Hätte ich gewusst, dass in meiner ‚Suite‘ diese Matratzenverhältnisse herrschen, hätte ich natürlich gerne getauscht. Ansonsten war der Temperaturschock vom kühlen München ins heiße Kraichgau überraschend heftig, in der Hotellobby hörte man die Hochprofilfelgenlaufräder leise knattern und die Vorfreude wächst minütlich. Noch liege ich hier allerdings gemütlich auf diesem Luxusbett, während der Ventilator die frisch im Waschbecken gewaschenen Radklamotten trockenbläst, ich wie ein Weltmeister hydriere und die Wassertemperatur die 19-Grad-Marke geknackt hat – kein Wunder, strahlendem Sonnenschein und fluffigen Wolken am heutigen Freitag sei Dank:

Fluffige Wolken verheißen Hitze für den Ironman 70.3 Kraichgau 2019. Geil!

 

Der perfekte Moment also, um die Race Week zu recappen, Pre-Race-Interviews anzusehen („wenn’s mir weh tut, tut’s den anderen auch weh“, haha), zu stretchen und dann schön langsam noch die Beutel für morgen zu packen.

Ironman 70.3 Kraichgau Race Week, Part 1: Regen und ReparaTTuren

Ich hatte vergangenen Sonntag ja mein großes Highlight mit einer wirklich gut gelaufenen Radfahrt. Dieser Trend setzte sich beim Schwimmen am Montag grandioserweise fort: Nach einem Warmup standen 15 100er auf dem Plan und ich bin sie alle schneller geschwommen als im gesamten vergangenen halben Jahr und… ja, auch schneller als je zuvor! Die Hälfte davon sogar unter meiner persönlichen Benchmark-Zeit und das hat mich insgesamt dermaßen erquickt, dass ich noch drei 100er mehr und dann nochmal 1 Kilometer draufgeschwommen bin. Das ist genau die Art von Boost, die mein müdigkeitsgeplagtes Ego braucht, um mental gestählt in die Mitteldistanz zu gehen. Danach stand noch ein 5-Kilometer-Tempolauf mit lockerem Warm-up und Cool-down an, der auch einigermaßen über die Bühne ging. Natürlich fangen pünktlich zur Race Week auch Knöchel, Waden und Schienbeine an zu schmerzen, man kennt das ja.

Am Dienstag gab es nochmal ein Kick-Schwimmset und anderthalb Stunden entspanntes Kurbeln auf dem Spinningrad. Das Wetter war von ‚gut‘ wieder in Richtung ‚beschissen mit viel Regen‘ degeneriert, also war an das Draußenfahren nicht zu denken. Eigentlich zumindest. Ich aber musste den Regenmassen trotzen und mit Sack und Pack und dem TT zu vit:bikes rollen, um den eigentlich schon letzte Woche geplanten Pre-Race-Check durchführen zu lassen. Beste Grüße an T. für den tollen Service und an den Rest des Teams für die Gastfreundlichkeit – während ich da (wahrscheinlich ziemlich deplatziert und im Weg herumstehend) in der Werkstatt herumlungerte und mir von T. erklären ließ, was er gerade macht, wurde mir dreimal ein Kaffee angeboten – wahrscheinlich, weil ich pudelnass war und nervös und so aussah, als sei ich auf Koffeinentzug (ein bisschen stimmt das sogar, weil ich den Kaffee für die Woche stark rationieren musste, bis die neue Lieferung nächste Woche eintrifft…).

Letzte Vorbereitungen für den Ironman 70.3 Kraichgau beim Bike-Check mit T. von vit:bikes

 

Mein TT hat dann erstmal neue Reifen & Schläuche bekommen und ich setze immer noch all meine Hoffnung darauf, dass ich keine Reifenpanne im Rennen haben werde, denn etwas widerspenstig ist vor allem das hintere Laufrad. Noch ein Grund für eine Rolle, um mit der (De-)Montage des Hinterrads problemlos klarzukommen. Bis dahin: YouTube-Videos und banges Hoffen. Und dann ging es weiter: Laufräder zentrieren, die nicht ordentlich festgeschraubte Vorderradbremse (!) festschrauben (ich weiß, bei wem ich mich bedanken muss…), Cockpit nachjustieren (zum drölfzigsten Mal), Schaltung einstellen und schmieren, Bremsen zentrieren und feststellen, dass auch andere Züge/Zughülsen sowie eine Dura-Ace-Bremse hinten am Bremsverhalten nichts maßgeblich verändern könnten. Das FELT B12 ist grandios, hat aber eben diese Schwachstellen: Züge für die hintere Bremse sind nicht ideal verlegt und Hinterrad ausbauen ist ein kleines Abenteuer. Aber ein Rad ohne Macken wäre ja auch nicht mein Rad. Glücklicherweise war nach einer Stunde dann auch alles soweit repariert und justiert, so dass ich wieder im Regen von dannen ziehen konnte. Was tut man nicht alles für sein TT.

Ironman 70.3 Kraichgau Race Week, Part 2: Eine Reise nach Bruchsal

Am Mittwoch ging es dann planmäßig mit dem Tapering weiter: 1,9 Kilometer im Pool (und das sogar fast in meiner Zielzeit – vielleicht macht mich der Swimskin ja doch schneller?), Lauf-ABC (und erst jetzt merke ich, dass ich Runner’s Lunge immer falsch gemacht habe, weil ich die Übung unter einem anderen Namen abgespeichert hatte…) und dann 30 Minuten Over-Under-Intervalle auf dem Spinningbike. Und ja, eigentlich stand die Schwimmsession nicht auf dem Plan, aber ich konnte nicht widerstehen. Dafür musste ich abends verzichten, und zwar auf den Kongress „Triathlon und Herz“ im Rahmen der prevenTUM-Fortbildungsreihe am Klinikum Rechts der Isar bei mir um die Ecke. Dort hätte ich natürlich ein paar der Triathlonbekannten aus München und dem „erweiterten Münchner Raum“ (Gruß an W., falls er das liest, man weiß ja nie) getroffen und mit Sicherheit auch Nützliches gelernt. Dann eben nächstes Mal.

Der Donnerstag war ja mal wieder ein Feiertag (wie unfair ist es eigentlich, dass Muttertag immer auf einen Sonntag fällt und die Väter einen unter-der-Woche-Feiertag haben?) und taperingbedingt standen nur 30 Minuten Laufen auf dem Plan (mit Pick-Ups und 4 x 90 Sekunden Race Pace). Da ich aber die neuen Reifen (die guten 5000er natürlich) noch einfahren musste, bin ich locker 42 Kilometer nach Norden und zurück gekurbelt. So grandios war das tatsächlich gar nicht, da es doch noch kälter war als gedacht und ich vergessen habe, alles anzuziehen, das irgendwie hätte wärmen können. Dann stand Packen auf dem Plan und Radsaubermachen – vor allem die Kette, die Schaltröllchen und den Rahmen, denn auf einem weißen Rahmen sieht man dummerweise jeden noch so kleinen Fleck. Als ich mit dem Packen fertig war, sah das dann so aus:

Packen für den Ironman 70.3 Kraichgau: Die Tasche hinter meinem TT gehört auch noch dazu (mit der stoisch herausragenden Luftpumpe)

 

Und ich hatte keine Ahnung, wie ich mit Transition Bag + großer Sporttasche + kleiner Umhängetasche (aus der die Luftpumpe herausragte) irgendwie bis zum Münchner Hauptbahnhof und in Bruchsal dann bis zum Hotel kommen sollte. Wahrscheinlich habe ich Kettenreiniger, Werkzeug, Luftpumpe, Feuchttücher völlig umsonst mitgenommen, aber ich wollte auf all das vorbereitet sein, von dem ich gedacht hatte, dass es eventuell passieren könnte, denn – jetzt wird’s philosophisch – wenn etwas passiert, an das ich nicht gedacht habe, dann kann ich darauf gar nicht vorbereitet sein, weil ich gar nicht wissen konnte, dass es überhaupt passieren könnte. Bin ich ein bisschen durch den Wind? Sehr wahrscheinlich. Wird sich das bis Sonntag ändern? Sehr wahrscheinlich nicht. Ist immer noch Freitag? Jap, aber nicht mehr lange.

Spulen wir noch kurz 15 Stunden zurück: Wecker klingelt um 5:15 Uhr, ich falle müde aus dem Bett und um 6 Uhr in den Pool für – genau – 1,9 Kilometer. Die Nacht war unruhig, nachdem ich es anscheinend mit meiner Hydrierungsstrategie ein bisschen auf die Spitze getrieben hatte (Restorate, D-Mannose, Chaga, Cordyceps, Wasser, Elektrolyte, alkoholfreies Bier, Kaffee mit und ohne Alkohol, äh, Koffein… ja, da kommt ganz schön viel zusammen). Nach dem Schwimmen dann zusammengepackt, U-Bahn und Zugfahrt mit dem TT überlebt (ich hätte einen dieser vertikalen Stellplätze gehabt, aber mit dem Auflieger PASST DAS TT DA NICHT REIN, VERDAMMT), die S-Bahn in Bruchsal verpasst (Zugankunft 11:40, S-Bahn-Abfahrt 11:41, nur leider war der Zug natürlich nicht pünktlich und der erstaunte Schaffner sagte mir, dass die Verbindung so NIE als Anschlussverbindung angegeben wird), ins Taxi gehopst (quer durch Bruchsal laufen mit so viel Gepäck erschien mir nicht so sinnvoll), angekommen und festgestellt, dass es bis zum Check-in noch drei Stunden dauert. Ich hatte ursprünglich auch einen späteren Zug gebucht, dann nochmal umgebucht und mich die ganze Zeit gefragt, warum ich geplant hatte, so spät in Bruchsal anzukommen… Jetzt weiß ich auf jeden Fall wieder, warum. Aber alles halb so wild, denn die Startnummernausgabe war zu dem Zeitpunkt bereits gestartet, also schmiss ich meinen Zeitplan um, schwang mich aufs Rad und kurbelte nach Bad Schönborn-Mingolsheim zum Ironman Village.

Ironman 70.3 Kraichgau „Village“. Wie Ingolstadt Village, nur ohne Outlet.

Startunterlagen für den Ironman 70.3 Kraichgau abholen

Vor Ort war dann noch nicht so viel los und ich bin ein bisschen orientierungslos – aber stockbegeistert – durch die Gegend am Expogelände getingelt, bevor ich das Merchandise-Zelt fand (die Luft stand da drin und ich hatte mir vorgenommen, erst dann dort etwa zu kaufen, wenn ich den Ironman 70.3 Kraichgau auch wirklich geschafft habe) und dann auch die Registrierung.

Der offizielle Ironman 70.3 Kraichgau-Rucksack. Ein, äh, ästhetisches Kleinod.

Alles lief fix ab und ausgestattet mit drei Beuteln, einem Startunterlagen-Kuvert und einem… ästhetisch fragwürdigen Rucksack (der natürlich trotzdem einen Ehrenplatz bekommt und immer dann zum Einsatz kommen wird, wenn ich Ironman 70.3 Kraichgau-mäßig herumposen will, denn Hochmut kommt ja vor dem Fall) bin ich dann noch ein bisschen herumgelaufen, habe Fotos gemacht (außer von den zwei Anbietern für diese Recoveryschuhe, die wie überdimensionale Moon Boots aussehen und einen massieren, weil ich niemandes Privatsphäre bei der Regeneration mit einem Foto verletzen wollte… zumindest zu dem Zeitpunkt nicht. Ich frage mich aber, wie die Leute sich da ernsthaft bei 30°C reinpacken lassen konnten) und den Stand entdeckt, der bei dieser Messe wohl am meisten Umsatz gemacht haben wird:

Clever: Limonade verkaufen bei der Expo für den Ironman 70.3 Kraichgau

 

Yeah! Die Mutter meinte, dass ihre Kids beim Zubereiten des Sirups für die Limonade geholfen hätten und so jetzt lernen, wie Geld funktioniert – klasse Idee. Danach habe ich noch ein bisschen mit den Leuten am Infopoint geplauscht und gefragt, ob es am Sonntag vor Ort Pumpen gibt (ja) oder ob ich meine irgendwo abgeben kann (nein – die arme Pumpe, sie hatte sich schon so auf ihren Einsatz gefreut) und wo ungefähr mein Rad in der Wechselzone mit der Bib 758 hängen würde (die supernette Dame am Infostand umkreiste daraufhin die WZ1 und meinte: Irgendwo da drin – hihi). Danach bin ich dann mit ein paar kleinen Umwegen zurück ins Hotel gekurbelt, um meine Taper Repeats reinzubekommen und die Zeit bis zum Check-In um 15 Uhr zu vertrödeln. Beim Check-In standen dann vor mir auch ein paar MitstreiterInnen, die sich in mein Hotel verirrt hatten. Einen sprach ich fröhlich grinsend an, aber der schaute mich erst nur entgeistert an. Pardon, ich wollte Ihnen nicht zu nahetreten. Ansonsten vornehmlich französischsprachige Athleten, aber allesamt natürlich mit dem Auto angereist. Denn wie ich feststellen durfte: 1. Die S-Bahn direkt vor dem Hotel fährt nur über einen Umweg zum Schwimmstart bzw. zur Expo/Finish Line – mit Umstieg und über 50 Minuten Reisezeit. 2. Die S-Bahn direkt vor dem Hotel fährt nicht am Sonntagmorgen. 3. Die S-Bahn direkt vor meinem Hotel fährt auch ansonsten nur alle heiligen Zeiten. 4. Der Ironman-Shuttlebus fährt zwischen dem Schwimmstart und der Expo/Finish Line – aber nicht bis nach Bruchsal, wo ich meine Zelte aufgeschlagen hatte. 5. Einer der Taxifahrer (der sich als xenophober Inder herausstellte) fand die S-Bahn-Haltestelle nicht auf Anhieb, an der ich gewartet habe (weil die S-Bahn nicht fuhr). So viel zum Thema „intelligente Hotelauswahl, um Kosten zu sparen“. Ich Heldin. Fährt die da überhaupt mal, die S-Bahn?

Beutel packen für den Ironman 70.3 Kraichgau. Ungefähr die Hälfte der Riegel, Gels, Power Gums habe ich dann auch wieder ausgepackt.

 

Der Rest des Freitags verlief dann unspektakulär mit Packen, Umpacken, Blogbeitrag anfangen, Dehnen, Strecken und Zeitplan zum drölfzigsten Mal durchlesen (lustig: An der Expo war ein Zeitplan ausgehängt, auf dem stand, dass der Bike-Check-In am Samstag von 15 bis 16 Uhr stattfinden würde – das hätte ich gerne gesehen, wie über 2.000 Bikes in einer Stunde abgefertigt werden, haha!), Beutel packen, früh schlafen. Zwar mit häufigem nächtlichem Aufwachen, aber ansonsten nur mäßig schlecht statt sauschlecht.

The Day Before Race Day beim Ironman 70.3 Kraichgau

Am Samstag standen dann noch drei kleine Tapering-Einheiten auf dem Programm: 30 Minuten Laufen mit Pick-Ups und 4×90 Sekunden Race Pace. Die habe ich gleich morgens erledigt und sogar einen Abschnitt hier um die Ecke gefunden, der schön ist (der erste Abschnitt war Industriegebiet und dort stank es höllisch) und auf dem anscheinend nicht so oft gelaufen wird, weich ich einen Pokal in einer Regenerationsphase des Laufs geholt habe. Haha. Danach bin ich zu dm und Norma geschlurft, um ein Assortiment an Leckereien für (moderates) Carbloading und Post-Race-Nahrung zu kaufen:

Spoiler: Quark, Joghurt, Erdbeeren und Paprika haben den Tag in dem mit kaltem Wasser gefüllten Waschbecken leider nicht überstanden… Und die Davert-Chia-Cups sind einfach nur widerlich.

 

Danach noch ein letztes Mal das Bike gecheckt, alles in den Orca-Transition-Backpack gepackt und zum Race Briefing nach Bad Schönborn-Mingolsheim gekurbelt (Taper-Einheit #2). Dort dann nochmal am Infopoint aufgelaufen, weil ich – intelligent wie ich bin – den Radsticker Nummer zwei mit der Bibnumber auf dem Oberrohr so geklebt hatte, dass man die Nummer nicht vollständig lesen kann (das Oberrohr ist halt nicht so breit). Das war aber OK. Vor dem Race Briefing habe ich dann noch den Hoka OneOne Arahi 3 anprobiert, der – im Gegensatz zum Mach, der mir eine riesengroße Blutblase verschafft hat – für Überpronierer geeignet ist und sich dank Marathonschnürung auch richtig gut anfühlt.

Ich denke zwar nicht, dass ich die Marathonschnürung nach dem Foto selbst hinbekomme, aber wozu gibt es denn Google.

 

Weniger gut angefühlt hat sich die Luft in der Festhalle, in der das Race Briefing stattgefunden hat. Dort war zuvor zwei Stunden lang das Welcome Banquet (aka: Pastaparty) gestiegen und entsprechend roch es überall nach Nudeln und war ziemlich stickig & heiß. Lustig war allerdings, dass auf einmal vor der Halle I. neben mir stand – wir „kennen“ uns seit der Kraichgau-Testfahrt über Strava und er hat beim Ironman 70.3 Kraichgau tatsächlich seine Triathlon-Premiere gefeiert. Großartig! Jedenfalls war das Race Briefing dann sehr kurzweilig und mit ein paar anderen kam man auch zwischendurch ins Gespräch („Wie soll ich denn 21 Kilometer ohne Musik laufen!“), also definitiv angenehmer als das in der Hotellobby. Beim Race Briefing selbst gab es nochmal die geballte Ladung Infos und die gute Nachricht, dass Neos bei ca. 20°C Wassertemperatur auf jeden Fall erlaubt sein werden. Ebenfalls wurde noch explizit auf die 6 (?) 90°-Kurven auf der Radstrecke hingewiesen und die Laune war prächtig auch dank der saloppen Sprüche des fabelhaften Sprechers. Die gesamte Zeit über hatte ich Stift & Ryzon-Postkarte für ein Autogramm von Jan Frodeno mit dabei, aber gesehen habe ich ihn nirgendwo, also Mission nicht erfolgreich.

Race Briefing beim Ironman 70.3 Kraichgau mit dem fabulosen Hartwig Thöne.

 

Danach bin ich mitsamt dem Rad und ein paar anderen in den ersten Shuttlebus von der Expo zum Schwimmstart gehopst (auch da wieder toller Smalltalk über Bikezubehör, während man versucht, die Räder in dem schaukelnden Bus irgendwie aufrecht zu halten – genauso wie ich auf der Fahrt zum Race Briefing extra langsam über jede Unebenheit gefahren bin, man will ja nichts riskieren so kurz vor dem Start, ohgottohgottohgott…). Bike-Check-In und Beutelabgabe ging dann superschnell, noch Luft aus den Reifen rausgelassen (und beim Nachbarn gegenüber probegedrückt, wie viel der denn rausgelassen hat) und dann über Umwege an den See (am Samstag fand ja Ironkids statt und die Triathlon-Bundesliga). Von der provisorischen Übergangsbrücke aus dann ein Blick auf die Schwimmstrecke (orangefarbene Bojen = rechts vorbeischwimmen, gelbe Bojen = links vorbeischwimmen) und ein Stück Kuchen von den Helfern (ist doch Ehrensache). Da ich etwas erschossen war von der Hitze, habe ich die Taperingschwimmeinheit im Neo etwas abgekürzt. Sodann ging es zurück zum Hotel, um zu regenerieren, den weißen Beutel zu packen, nicht durchzudrehen und früh schlafen zu gehen. Und dann war er da: der Race Day beim Ironman 70.3 Kraichgau 2019.

Ironman 70.3 Kraichgau 2019: Race Day!

21 Uhr problemlos (ehrlich!) eingeschlafen, wieder oft aufgewacht, aber immer wieder eingeschlafen und um 5:30 Uhr eine halbe Stunde vor dem Weckerklingeln das mit dem Schlafen aufgegeben. Tatsächlich kein Herzrasen, keine Einschlafprobleme – vielleicht ist das ja der Vorteil der Fatigue: Man ist viel zu müde, um hibbelig & nervös zu sein. Haha. Anyways. Schön eingeschmiert (Sonnenschutzgel aus dem Starter Kit, Hirschtalg an die potenziellen Scheuerstellen, Traumeel auf die Knöchel & Waden, denn man weiß ja nie), Trisuit angezogen, gefrühstückt (2 mit Nussbutter gefüllte Clif Bars und über den Morgen verteilt noch eine Portion UltraSports Starter und eine Banane), nochmal alle Sachen durchgegangen (einschließlich der an mich selbst geschickten Erinnerungs-E-Mails mit sowas wie: Zeitchip anlegen nicht vergessen!) und dann beschwingt um 6:40 mit dem Taxi zum Schwimmstart aufgebrochen. Ich hatte glücklicherweise wirklich tatsächlich nichts vergessen – außer meine Zimmerkarte fürs Hotel. Haha. Aber der Zeitpunkt nach dem Rennen erschien mir so weit entfernt, dass mein Gehirn sich das gar nicht vorstellen konnte.

#nomakeup… ok, bis auf ein bisschen Mascara so viel Eitelkeit muss sein

 

Nachdem um diese Uhrzeit noch nicht so viel los war (der Taxifahrer sagte auf der Rückfahrt, dass ab eine halbe Stunde später die Straßen quasi dicht waren), war ich noch vor Öffnung der WZ1 vor Ort (und leider wieder kein Jan Frodeno in Sicht) und konnte anhand der ersten Sonnenstrahlen schon einmal anfühlen, wie sich der Tag so entwickeln würde (Spoiler: heiß und sonnig). Ab 7 Uhr dann nochmal Radbeutel checken (und die Sonnenbrille aus dem Schutzbeutelchen herausnehmen, das kostet alles Sekunden in der WZ1!), Luft aufpumpen (bzw. mir dabei helfen lassen, weil ich mit der Pumpe vor Ort so gar nicht klarkam – okay, da war ich dann ein bisschen nervös), Nahrung und Getränke am TT befestigen und – in einem Anfall von absoluter geistiger Klarheit – den V650 nicht obendrauf packen an die an dem Raumschiff dafür vorgesehene Vorrichtung, sondern mit Gaffa Tape und der Profile Design-Aerobridge in der kleinen Vorratsbox an der Hinterseite des Raumschiffs festtapen (Gaffa hält die Welt zusammen) – erstens sehe ich das Ding da besser und zweitens hält das bombenfest. Großartig!

Bike-Check kurz vor dem Ironman 70.3 Kraichgau

 

Die beste Idee überhaupt: den V650 ans Raumschiff Gaffa-tapen

 

Dann noch eine Athletin mit demselben Zoot-Trisuit getroffen (das Teil ist einfach grandios), herumgescherzt und insgesamt beobachtet, dass die Frauen etwas lockerer drauf waren als die meisten Männer. Apropos Trisuit: Auf dem Bike bin ich zweimal von Frauen überholt worden, die den Trisuit gelobt haben – und beim Laufen habe ich meine Trisuit-Doppelgängerin dann nochmal gesehen und wir haben uns natürlich Komplimente zugeworfen. #femaleempowerment und so. Yeah! Obwohl ich also mit den Bikevorbereitungen schon sehr herumgetrödelt hatte, war es immer noch erst 8 Uhr. Na gut. Also weißen Beutel abgegeben (eine Wasserflasche noch zurückbehalten) und mit Neo, Schwimmbrille, Bademütze nochmal durch die WZ1 geirrt, bis ich den Übergang zum Schwimmen gefunden habe. Dann entspannt um 8:30 ausgiebig (naja, fünf Minuten) eingeschwommen und ab dem Zeitpunkt dann im Neo schön vorgeschwitzt und gedehnt und nochmal kurz mit I. unterhalten, der dann auf einmal wieder neben mir stand (keine Ahnung, wie er mich im Neo mit Schwimmmütze gefunden hat, da sehen doch alle gleich aus!). Die Stimmung war großartig, es gab drölfzig Runden Applaus und die Sonne stieg immer höher. Lustig: In der Schwimmgruppe 35 bis 40 Minuten (meine Schwimmgruppe) prangte ein riesengroßes Loch in der prallen Sonne, weil wir uns alle in dem Bereich aufhielten, der dankenswerterweise aufgrund eines riesengroßen Baumes im Schatten lag. Die schnelleren Schwimmgruppen hatten da entweder keine Wahl oder weniger Sorge vor Überhitzung. Memo fürs nächste Mal: Etwas später einschwimmen und dafür weniger lang im Neo schwitzen. Ach ja – natürlich hatte ich während des Wartens dann fünfzehn Minuten lang Magenschmerzen, das gehört auch dazu. Die waren aber pünktlich zum Startschuss weg.

Die erste Disziplin: Schwimmen beim Ironman 70.3 Kraichgau 2019

Die Ruhe vor dem Ansturm beim Ironman 70.3 Kraichgau – als es losging, hatte ich leider mein iPhone nicht mehr dabei

Und dann ging es los! Mit einem ohrenbetäubenden Kanonenschuss starteten um 9:00 die männlichen Profis, um 9:05 die weiblichen Profis und ab 9:15 Uhr dann wir. Es dauerte tatsächlich bis 9:42 Uhr, bis ich mich behände in die Wellen stürzen durfte (bzw. erstmal reinlaufen so weit es geht – und bei 1,85 Metern geht das ja ein Stückchen). Rolling Swim Start ist sowas von entspannend! Unglaublich! An den Wasserstart habe ich mich ja nach dem ersten Desaster sehr gut gewöhnt, aber das ist nochmal eine ganz andere Klasse. Natürlich gab es ein paar Hiebe auf den Deckel von anderen (ich schaue ja, wohin ich schwimme, damit ich niemanden verletze), aber kein Überschwimmen, keine Wasserfontänen, kein Chaos – einfach nur genießen. Bis auf die Tatsache, dass ich die ganze Zeit Panik hatte, mein Zeitchip könnte sich vom Fußgelenk lösen, obwohl ich zweimal ertasten konnte, dass er sitzt, wo er sitzen soll. Nächstes Mal etwas weiter unten am schlanksten Punkt meiner sensationellen Fesseln befestigen, dann sollte das auch kein Thema sein. Aber mein Beinschlag war aufgrund dieses gefühlten Problems alles andere als kräftig. Wobei er ja nie so wirklich wahnsinnig kräftig ist, aber das ist wieder ein anderes Thema. Zwei orangefarbene Bojen, tausend gelbe und nochmal zwei orangefarbene Bojen später war das entspannte Schwimmen leider auch schon wieder vorbei. Das Wasser war äußerst trüb, aber was man sehen musste, war ja auch über Wasser, also kein Problem. Herrlich angenehm kühl, nicht zu kalt… Am liebsten wäre ich nochmal die Runde geschwommen. Ich hätte vielleicht sogar etwas schneller als 39:36 schwimmen können, aber Kraft einteilen bei der ersten Mitteldistanz hatte erstmal Prio.

Aus dem Wasser raus dann tatsächlich recht flott zu den Wechselbeuteln gejoggt, erst den falschen und dann den richtigen genommen (Anfängerfehler müssen einfach passieren und da hingen einfach noch mehr als gedacht!), dann Beutelinhalt am Wechselzelt auf den Boden gekippt, die Notfallgels in den Trisuit gesteckt, Neo aus, Socken und Schuhe an (ich hatte in beiden Wechselbeuteln Socken und nachdem der Rest gut gelaufen war, nahm ich mir die Sekunden), Paket mit den Salztabletten nicht aufbekommen und wieder in den Beutel geschmissen, Nummernband an, Sonnenbrille auf, Schuhe an (ja, ich kann das noch nicht mit den Schuhen am Rad), Schwimmsachen in den Beutel gesteckt, Beutel abgegeben, zum Rad gejoggt, Rad gepackt, mit dem Rad aus der WZ1 gelaufen, raufgehopst, Uhr und V650 entsprechend aktiviert und los ging es!

90 Kilometer, 860+ Höhenmeter: Mit dem TT beim Ironman 70.3 Kraichgau

Strava sagt übrigens 1.058 Höhenmeter und das, obwohl ich nicht auf „Höhe korrigieren“ geklickt habe. Mal sehen, was passiert, wenn ich es tue… Sekunde… Ok, da steht dann 1.089 Höhenmeter. Und meine getretene durchschnittliche Wattzahl hat sich nach der Veröffentlichung der Einheit von 197 auf 188 reduziert. Buh! Okay, der Reihe nach.

Nach dem Aufsteigen hatte ich die ersten (flachen) acht bis zehn Kilometer Schmerzen im linken Oberschenkel – woher auch immer die da auf einmal gekommen sind. Also bin ich erstmal gemütlich mit average 34,2 dahingekurbelt, denn wie man ja weiß, vergehen solche Sachen schneller als man denkt. Genau das war dann beim ersten Mini-Anstieg auch der Fall. So viel hatte ich mir gemerkt: Mini-Anstieg bei Kilometer 10, gefolgt von fiesen Anstiegen von Kilometer 13 bis 19 und dann eine lange, lange Abfahrt. Für die Muskeln war der Part tatsächlich am schlimmsten, weil sich die Beine erstmal warmfahren mussten (obwohl ich auf den letzten Metern beim Schwimmen dann mehr mit den Beinen geschlagen habe, um sie zu aktivieren, ganz vorbildlich). In der Zeit habe ich mir dann ein Powerbar-Gel (das ohne Nachtrinken – allerdings in der Variante Rote Früchte und nach Gel Nummer vier am Ende der Radstrecke hatte mein Mund dann davon genug, weil es leicht säuerlich ist) genehmigt und zugesehen, wie der Schnitt von 34,2 auf 29 gesunken ist. Nicht so wichtig, aber leider der einzige Geschwindigkeitsparameter, den ich während der Fahrt gesehen habe, weil ich die Sportprofile und Ansichten meiner Vantage V in einem Anfall geistiger Umnachtung am Samstag nochmal umgestellt hatte. Ich hatte dann auch nur „Total Duration“ für den gesamten Tri statt Dauer der einzelnen Disziplinen, aber hey, es ging auch so. Die erste Verpflegungsstelle bei Kilometer 23,4 habe ich ausgelassen (1 Liter im Raumschiff und 0,5 Backup in der Elite-Aero-Flasche, die sich so beschissen handeln lässt, plus Essen in den großartigen Taschen des Zoot-Trisuits und in der kleinen Zipp-Oberrohr-Tasche #poser), da sie sich auf Kopfsteinpflaster befand und mir das etwas zu heikel war.

Die Zeit bis Kilometer 50 verging dann tatsächlich wie im Flug und meine Wasserstrategie an der 2. Verpflegungsstelle ging super auf: Flasche greifen, Raumschiff auffüllen, trinken, Rest in den Nacken & ins Dekolletee schütten – nicht ins Gesicht wegen der Sonnenbrille – und dann in der vorgesehenen Box entsorgen. Die Herausforderungen bestanden bis dahin hauptsächlich darin, heruntergefallenen Flaschen und herumfliegender Verpflegung auszuweichen (meine Elite-Werkzeugflasche mit Schlauch + Reifenhebern + Anleitung für Reifenheber & für die Airbone-Doppelfunktionspumpe – nicht lachen! – sowie 2 CO2-Kartuschen mit Gaffa, ohne davor jemals CO2-Kartuschen benutzt zu haben…) saß bombenfest (mit ein bisschen Quetschen hätte bestimmt auch noch ein Maniküreset reingepasst für Zwischendurch) und Gels oder Riegel sind mir auch nicht entfallen, das lief top. Zäh wurde es dann irgendwie zwischen Kilometer 50 und Kilometer 60. Irgendwann weit zuvor waren mir… uns noch die Profis entgegengekommen (nur kein Jan Frodeno, der war zu schnell), aber zwischen 50 und 60 tat sich nicht viel bis, da es nur bergauf ging. Der Schnitt ist natürlich entsprechend gefallen, aber hey, ich habe noch ein Gel und eine mit Nussbutter gefüllte Clif Bar gegessen (200kcal pro Stunde – Check!), Leute überholt, Leute überholen lassen und die Aussicht genossen.

Hotspots und Stimmungsnester gab es, manche groß und manche ganz zuckersüß winzigklein, aber in dem Bereich war alles zäh. Nach Kilometer 60 (rauschende Abfahrt, aber schneller als 68 bin ich nicht geworden – der Rettungswagen bahnte sich zweimal seinen Weg und ich hoffe, dass da nichts Schlimmes passiert ist, riskieren wollte ich da erstmal nichts) ging es dann flotter, irgendwie waren da auch nochmal zwei Verpflegungsstationen, nochmal Stimmungsnester, Fotografen, Hügel, Hügelabfahrten, scharfe Kurven, gelbe Pylonen, schwitzende Menschen, noch zwei Gels… und dann ging es die letzten fünf Kilometer fast nur noch bergab flott voran, um zumindest den Schnitt von 26,4 nach Hause zu retten (hey, damit bin ich happy!). Mit dem Bike in die Wechselzone angejoggt (und von P. angefeuert worden, den ich beim Triple-Tri schon getroffen hatte, ich war total überrascht!) Bike übergeben, Wechselbeutel gepackt (diesmal gleich den richtigen), Inhalt ausgeleert, Helm und Schuhe rein, Verpflegung raus (Salztabletten, mehr Gels und die PowerBar Gums), Visor und andere Schuhe raus, alles im Stehen durchgewechselt (nicht hinsetzen!), Beutel abgegeben und ab auf die Laufstrecke. Beide Wechselzonen waren bei über vier Minuten, das ist ausbaufähig, aber die Wege waren wirklich lang und es war voll.

Die Hitzeschlacht: Halbmarathon beim Ironman 70.3 Kraichgau 2019

Ich habe mich nach dem Rennen mit ein paar MitstreiterInnen unterhalten und viel von Krämpfen auf dem Rad erfahren und davon, dass auf den ersten paar Kilometern des Halbmarathons gar nichts ging, danach aber. Bei mir war das anders. Ich hatte bis auf die Schmerzen auf den ersten 10 Kilometern (und bis auf etwas Chafing an den Oberschenkeln aufgrund von zu viel Wasser und Reibung) nicht den Teufel auf dem Rad. Der zweitletzte Anstieg (diese eine fiese Schleife auf den / zum Eichelberg) war nochmal so fies wie Kilometer 13 bis 19 und tat weh, aber mein Puls lag absolut im geplanten Bereich und Fatigue sei Dank war von Krämpfen keine Spur. Meine Beine fühlten sich sogar noch recht frisch an und das Anlaufen (nicht zu schnell) ging ganz gut. Und dann ging es beim Laufen auch Hügel auf, Hügel ab. Und ich bin nach Kilometer 5 zum ersten Mal ein klitzekleines Stück aufwärts gegangen. Das war natürlich eine Scheißidee – aber der Puls lag mit 165 über dem Bereich, in dem ich locker weiterlaufen kann (ich weiß, das ist NICHTS bei einem theoretischen Maximalpuls von 187 oder so, aber so tickt mein Körper eben). Und dann ging das Laufen-Gehen-Laufen-Spielchen los. Noch bevor ich das erste Bändchen für die erste Runde an meinem Handgelenk hatte. Fuck that shit.

Die Stimmung auf der Laufstrecke war bombastisch und fast überall standen Menschen mit Geräusche machenden Dingen (manchmal auch Musik), manche mit Gartenschläuchen (OH WIE GEIL!), manche klatschend und jubelnd, manche gemütlich Bier trinkend und uns zuprostend, manche fotografierend und filmend (immer lächeln!). Nur an einer Stelle war auf den drei Runden Stille, nämlich auf irgendeinem Spazierweg durch einen Park mit grasenden Ziegen (!) und Alpakas (!) – die habe ich aber erst auf der dritten Runde bemerkt. Dort standen dann auch offizielle Ironman-Schilder mit Sprüchen wie „Jetzt umdrehen ist sinnlos“, „Hier geht’s entlang für den Ruhm“, „Stell‘ Dir vor, wie lustig es aussieht, wenn Du morgen [mit den kaputten Beinen] gehen willst“, „Wenn Du weinen willst, dann jetzt“, „Es ist wie Urlaub, nur schmerzvoller“, „Erinnere Dich, warum Du heute hier an den Start gegangen bist“ – und vielleicht noch eins oder zwei mehr, und natürlich klangen die alle auf Englisch viel besser.

Jedenfalls ging es dann abwechselnd laufend und gehend von Hügel zu Hügel und von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation. Woran hat’s gelegen? An der Hitze. 30°C oder mehr und wenig Schatten, sowie gar kein Wind mehr fordern dann irgendwann ihren Tribut. Die Herzfrequenz war dann nach den ersten Lauf-Geh-Ansätzen kein Thema mehr und das Anlaufen ging auch jedes Mal wieder ganz gut, aber die Hitze war einfach brutal. Brutaler als Karlsfeld letztes Jahr. Ich habe dann mit Schwämmen im Trisuit angefangen, bin aber dann auf die glorreiche Idee gekommen, mir die Becher mit Eiswürfeln einfach direkt oben reinzukippen. Kein Witz. Und das war nicht einmal besonders kalt, sondern gerade richtig angenehm! Vielleicht hätte ich mehr laufen und weniger gehen können. Aber ich wusste nicht, ob nicht irgendwann dann der Punkt kommt, an dem ich gar nicht mehr weiter kann – und auch wenn das Laufen die letzte Disziplin ist, will man doch gerade hier nicht riskieren, dass der Kreislauf einklappt und das Rennen beendet ist (zwei aus meiner AK sind beim Laufen ausgestiegen, die Gefahr war also da). Außerdem war es definitiv keine Schande, zu gehen, denn alle, die so ungefähr zeitgleich mit mir noch die gleiche Anzahl an Runden bestreiten mussten, sind zwischendurch immer wieder gegangen.

Ich denke nicht, dass ich bei Idealtemperaturen hätte durchlaufen können, weil diese eigentlich winzigkleinen Hügel doch fies waren für die Beine. Aber ich hätte weniger gehen müssen und hätte den HM dann in meiner Zielzeit von „unter zwei Stunden“ geschafft. So habe ich geschlagene 2 Stunden und 24 Minuten plus 36 Sekunden gebraucht. Das ist doof, aber verschmerzbar, denn: Als ich das erste Mal gegangen bin, war mir noch nicht so ganz klar, wie ich die restlichen 16,1 Kilometer noch machen sollte. Aber man macht sie halt. Irgendwie macht man sie einfach. Verpflegungstechnisch lief auch alles gut – bis auf die Tatsache, dass ich nicht bei Salztabletten + PowerGums + Gel + Wasser geblieben bin, sondern nach einer Packung Gums die von der Hitze supermatschigen Dinger nicht mehr sehen konnte und auf Eiswürfel + Wasser + Iso + Salztabletten + 2 Gels geblieben bin. Auch summa summarum etwas 200kcal/Stunde und mein Magen fand das alles völlig okay. Nicht so okay waren meine Oberschenkel dann ab Kilometer 17 (wenn man den Muskelkater von morgen quasi schon während der Einheit anfängt zu spüren) und eine Blase habe ich auch am Fuß von den patschnassen Laufschuhen, sowie einen bombastischen Sonnenbrand im Nacken, aber das waren die einzigen Casualties.

Denn irgendwann kam dann der Moment, in dem ich mir das dritte Bändchen anlegen lassen konnte (die Bändchenstation war NATÜRLICH an einem Hügel, den ich würdevoll hochgegangen bin, haha) und dann waren es nur noch 3 Kilometer ins Ziel und dann kam irgendwann diese Abbiegung, bei der es nach links zur nächsten Runde geht und nach rechts ins Ziel und ins Ziel läuft man natürlich und klatscht mit irgendjemandem ab und landet hinter der Ziellinie und fasst es gar nicht und bekommt eine Medaille umgehängt, hält die Uhr an (uns wurde bei der Rennbesprechung extra eingeschärft, wir sollten das nicht beim Zieleinlauf machen, weil es auf Fotos bescheuert aussieht – stimmt ja auch, haha) und dann… ja, dann ist man erstmal fertig. Bekommt einen Becher Wasser in die Hand gedrückt und macht sich auf dem Weg zum „Athlete’s Garden“, wo es Kuchen gibt und kein alkoholfreies Bier mehr (damn!), in der prallen Sonne stehende Bänke (HAHA!), fröhliche Finisher, ein T-Shirt, den weißen Beutel, Sonnencreme für den Nacken und mehr Konversation mit anderen Finishern (einschließlich Sonnencreme-Sharing). Per WhatsApp noch schnell der Familie Bescheid geben, dass alles geklappt hat, kurz dem Coach schreiben und dann erstmal essen, sacken lassen, genießen.

Fertig! Nach dem Finish beim Ironman 70.3 Kraichgau, sonnenverbrannt und happy

Fazit zum Ironman 70.3 Kraichgau 2019

Ach so, drei Sachen kamen dann noch: 1. Das typische Selfie vor dem Mdot-Aufsteller mit allen Namen der TeilnehmerInnen und 2. ein Gang durch den Merchandise-Store (vier Kraichgau-Sticke als Weihnachtsgeschenke, ein reduziertes Sporttop und ein reduzierter Sport-T-Shirt – ja, auch bei Ironman shoppt Simone im Sale). Nach der Belohnung folgte dann noch 3. das Abholen sämtlicher Beutel und des Rads (einschließlich nochmal 40 Minuten in brütender Hitze herumstehen und dann doch irgendwie Kreislaufprobleme bekommen, aber wer mehr als sechs Stunden im Wettkampf herumhampeln kann, der kann auch vierzig Minuten beim Checkout warten – und alles war super organisiert, die Helfer brachten uns Wasser, alle waren freundlich und gut drauf, kein Grund zu klagen). Nachdem ich auch da wieder keinen Jan Frodeno für ein Autogramm gefunden habe (wäre ich mal schneller gewesen!) bin ich dann wieder zurück zum Hotel getingelt (bzw. habe mich tingeln lassen, nicht fahrende S-Bahn sei Dank), um zu packen, noch mehr zu essen (noch nie hat eine Butterbreze so gut geschmeckt), diesen Post zu schreiben und insgesamt gar nicht so wahnsinnig fertig zu sein. Etwas steife Beine ja, Kopfschmerzen von der Sonne ja, aber kein Totalausfall. Das erinnert mich daran, dass ich den Coach morgen fragen muss, ob wir WIRKLICH jetzt so eine lockere Recovery Week einlegen müssen…

Jedes Klischee mitnehmen beim Ironman 70.3 Kraichgau, yeah!

 

Hier warten die halben Eisenmänner und -Frauen nach dem Ironman 70.3 Kraichgau auf den Bike-Checkout

 

War der Ironman 70.3 Kraichgau 2019 sensationell genial? Ja. Super organisiert, tolle Stimmung, alles bombastisch. Werde ich nächstes Jahr wiederkommen? Vielleicht – denn zuerst kommt die Mitteldistanz vom triathlon.de CUP München und die ist zwei Wochen zuvor. Habe ich nach wie vor Bock auf diese Ironman-Sache? Oh ja, aber sowas von – jetzt geht das Training erst so richtig los!

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