Trainingsplanung kommt vor der Trainingsanalyse kommt vor der Trainingsplanung. Aber was war wirklich zuerst da: Die Bestimmung des aktuellen Trainingsstandes oder die Festlegung eines vernünftigen Plans, um ein gestecktes Trainingsziel zu erreichen? Ist im Grunde auch nicht so wichtig, denn in der vergangenen Woche gab es für mich beides, quasi das Wunschlos-glücklich-Gesamtpaket, und zwar gar nicht umsonst. Und noch dazu ein halbes Blech Kuchen für unter fünf Euro und einen ganzen Kuchen frisch aus dem Ofen, den dann wiederum für umeinsonst, oder ummasunst, wie wir Bayerinnen zu sagen pflegen.
Weil ich mich ja vor Wochen einmal damit gerühmt habe, dass jeder meiner Posts auch noch einen klitzekleinen Bildungsauftrag hat: Wenn man diesem Online-Wörterbuch Glauben schenken mag, dann ist „umeinsonst“ übrigens rückverhochösterreichischt. Die boarische Variante wäre „ummasunst“ und es heißt quasi umsonst im zweifachen Wortsinn, einmal wie „Laufen ist zwar kostenlos, aber nicht umsonst“ und einmal wie „Triathlon ist zwar nicht umsonst, aber nicht vergebens“. Alles klar soweit?
Bevor sich jetzt die Neuhinzuklicker aufgrund der pädagogisch wertvollen paar Zeilen da oben gleich wieder verschreckt auf und davon machen: Dies ist kein Stützpunkt des drölfzigsten Etymologiebataillons. Hier geht es mehr um die sportliche als um die geistige Ertüchtigung, wobei sich diese beiden Sportformen tatsächlich nicht ausschließen, wenn man sich mit den Daten befasst, die man im Laufe des Trainings so über sich selbst herausfindet. Dazu aber später mehr. Wenn ich sportliche Ertüchtigung sage, dann meine ich Triathlon im Allgemeinen und die Ironman-Langdistanz im Speziellen. Denn auf eine solche trainiere ich aktuell seit dem 1. Mai hin und berichte immer wieder sonntags darüber, was ich in der vergangenen Woche im Training wieder so angestellt habe. Ich habe mir sagen lassen, dass das bisweilen auch amüsant sein kann, also viel Spaß bei der Jagd nach den Kalauern mit Woche 26, Woche 25, Woche 24, Woche 23, Woche 22, Woche 21, Woche 20, Woche 19, Woche 18, Woche 17, Woche 16, Woche 15, Woche 14, Woche 13, Woche 12, Woche 11, Woche 10, Woche 9, Woche 8, Woche 7, Woche 6, Woche 5, Woche 4, Woche 3, Woche 2, Woche 1 und Tag 1.
An dieser Stelle passend zum Thema kostenlos, vergebens und umsonst eine kleine Werbeunterbrechung: Um dieses Blog und das Hobby drumherum finanzieren zu können, freue ich mich über materiellen und ideellen Support. Ein Klick auf das obige Bild führt zu meiner PayPal.me-Seite mit der Möglichkeit, mich mit einem beliebigen Betrag als Einmalsponsor zu unterstützen. Andere Sponsoring-Optionen gibt es natürlich auch; wer Lust hat, kann meinen Lagerbestand auf eBay reduzieren, mir mit Material von meiner Amazon-Wunschliste aushelfen (gerne auch gebraucht), über meine Amazon-Affiliate-Links Produkte für sich selbst kaufen (z.B. einen überdimensionierten Riesenadventskalender, der ist nämlich gar nicht verkehrt), meine Fragen auf Quora anklicken oder beantworten, meinen Stevens-Crosser auf listnride ausleihen, mir tolle Tipps geben (#mansplaining) und mit mir trainieren. Auf Wunsch namentliche Erwähnung (oder nicht). Besten Dank!
So, jetzt aber zum Wesentlichen. Ende Oktober sind zwei ziemlich coole Gewinnspiele ausgelaufen (natürlich erzähle ich erst jetzt davon, je weniger Teilnehmer desto größer die Chancen!) und ich tippe gerade mit gedrückten Daumen, weil ich mal wieder hoffe, da irgendwas gewonnen zu haben. Einmal geht es um den Polar Vantage V, für den 45 Produkttester gesucht wurden. Ich möchte das neue Flaggschiff von Polar nur zu gerne endlich in die Finger bekommen und hoffen, dass dann falsch gezählte Bahnen beim Schwimmen, Herzfrequenz- und GPS-Aussetzer der Vergangenheit angehören. Außerdem soll der Akku tatsächlich lange genug halten, um eine Langdistanz zu überleben – das kann der V800 aktuell nämlich nicht, außer man heißt Daniely Ryf und braucht nur um die acht Stunden. Polar hat dann nochmal einen draufgelegt mit einem Gewinnspiel für ein Trainingslager auf Mallorca plus ein BMC-Rennrad plus Vantage V plus Schuhe, Socken und Rucksack. Motto: „Blood, sweat and data“. Whoa! Wobei… ahh, shit, das Gewinnspiel ist noch gar nicht abgelaufen! Macht da bloß nicht mit! Bloß nicht!
Bis zum 11. November kann man übrigens auch noch bei der Wahl für den triathlon.de-Award in drölfzig Kategorien mitmachen und (mal wieder) ein Mallorca-Trainingslager gewinnen. Wohoo! Her damit!
Zu meiner Saisonplanungsterminsammlung mit schiefen Distanzen ist noch der Sassenberger Triathlon hinzugekommen und mir wurde heute die Website Jedermanntermine empfohlen. Im Breitensportkalender des BDR herrscht ja nach wie vor leider gähnende Leere in Bezug auf die Schönwettermonate 2019. Über die Website bin ich dann auf Bayernbike gestoßen. Da findet man z.B. die Regensburger WeltKultTour und der Arber Radmarathon – und als Event natürlich auch den Ironman Hawaii. Wenn ich gewusst hätte, dass der in Bayern stattfindet, ja dann wäre ich doch glatt hingefahren! Warum sagt einem das denn keiner! Grüße an dieser Stelle an Carolyn von Ciclista.net, die ich auf Twitter getroffen habe. Dank ihr weiß ich jetzt auch, dass es sowas wie Lizenzklassen im Amateurradsport gibt (und was sich für Männer daran 2019 ändert) – und dass diese Rennen aktuell ein bisschen in Todesnähe dahinsiechen, weil sie nicht attraktiv genug sind und es zu wenige Teilnehmerinnen (insbesondere -innen) gibt. Wäre auch noch eine Idee für 2019, mal schauen, was man dafür so machen muss (außer ein bisschen schneller fahren als aktuell).
Kommen wir aber jetzt direkt mal zum Eingemachten. Warum steht da oben in der Überschrift eigentlich Trainingsanalyse von A bis F*CK? Erstens habe ich das Video von der Analyse beim Schwimmseminar bekommen und dachte mir beim Ansehen erstmal spontan: Oh fuck, wie sieht das denn aus. Mittlerweile ist ja eine ganze Woche vergangen und ich bin technisch mindestens um mehrere Längen besser als noch vor einer Woche (ja natürlich geht das so megaschnell, absolut), also kann man diesen Horrorfilm wohl guten Gewissens ins Archiv legen und sich einreden, dass man ab sofort alles richtig macht.
Zweitens war ich am Montag dann erstmal bei der Leistungsdiagnostik. Man soll am Tag zuvor ja sportliche Anstrengung vermeiden und da war ich nicht ganz brav, aber das Schwimmseminar war rein belastungstechnisch nicht anstrengend (für die Arme und den Kopf natürlich schon!) und genug Schlaf habe ich auch bekommen (mal ganz davon abgesehen, dass man den Termin Monate im Voraus ausmachen muss…), also stand ich am Montag um 7:30 Uhr beim Zentrum für Prävention und Sportmedizin der TUM auf der Matte. Praktisch ist, dass man dort auch solche Sachen wie Ernährungsberatung oder Hautscreening machen kann, wenn man nicht gerade leistungsdiagnostisch unterwegs ist. Ich wollte das ganze Programm mit Spiroergometrie und Laktatbestimmung machen und hatte die empfohlenen 4 bis 5 Stunden eingeplant, denn – Spoiler – die braucht man wirklich. Die einzelnen Steps waren: Körpervermessung, EKG, Blutabnahme, Vorgespräch mit dem Arzt, einen Happen essen, Leistungsdiagnostik, Duschen, Herzultraschall, Nachgespräch mit dem Arzt und in meinem Fall dann noch kurz eine Besprechung mit einem Osteopathen, der sich meine kaputte Wade angesehen hat.
Ich habe am Montag nach dem ganzen Theater erstmal ein ganzes Sammelsurium an Links und Broschüren zur Auswertung von Spiro und Laktat angehäuft, weil ich so genau wie möglich wissen will, was genau da jetzt eigentlich bestimmt wurde und was ich damit anfangen kann, bin aber noch nicht dazu gekommen, das alles zu lesen und zu sortieren. Außerdem habe ich zwar die Ergebnisse des Laktattests, aber der große Arztbrief mit den Spiro-Ergebnissen steht noch aus. So viel vorab (wow, eine Liste):
- Einen Happen zu essen ist deshalb wichtig, weil bei einer nüchternen Diagnostik die Laktatkonzentration im Blut verfälscht wird (sprich: Es sieht so aus, als hätte man weniger Laktat im Blut als man eigentlich hat)
- Weder die aerobe noch die anaerobe Schwelle sind identisch mit dem FTP, auch wenn einige Seiten behaupten, dass man die anaerobe Schwelle als Annäherung an den FTP verwenden könnte
- Bei der Laktatthematik gibt es zwei typische Verläufe, nämlich Variante A: entweder steigt die Kurve (Laktatkonzentration im Blut) mit steigender Belastung sehr langsam an (und auch die Herzfrequenz), schießt dann aber relativ schnell nach oben, wenn die Schwelle einmal überschritten ist – oder Variante B: die Kurve steigt sehr schnell an (analog zur Herzfrequenz), aber nach dem Überschreiten der Schwelle langsamer als bei Variante A
Meine Kurve sieht so aus, entspricht also dem ersten Verlaufstyp Variante A: lange ganz weit unten und dann irgendwann schießt sie nach oben.
Meine anaerobe Schwelle (IAS) liegt bei 286 Watt und 159 BPM. Um nochmal auf das Thema Schwelle = FTP zurückzukommen: Ich kann mir schon vorstellen, dass bei Variante B der FTP-Wert näher an der Wattzahl der IAS liegt, weil Sprinter wohl höhere Zahlen in solchen Tests erreichen, da diese Tests nie so lange dauern wie z.B. das Bike Leg einer Langdistanz. Nochmal zur Erinnerung: Der FTP-Wert soll die Wattzahl sein, die man eine Stunde lang konstant treten kann, ohne dabei zu übersäuern. Angegeben wird dann auch, welche Herzfrequenz und Wattzahl man bei 2.0 und 3.0 mmol/l Laktat erreicht hat und – quasi als ganz besonderes Zuckerl – welche Zeit man beim Bergzeitfahren auf den Schauinsland bei Freiburg (770 HM auf 11,5km) erreichen würde. Bei mir wären das 46:10 Minuten, das hätte 2018 für Platz 13 gereicht.
Besonders wertvoll (neben dem Hinweis, dass mein Herz gesund ist) war dann auch noch die Berechnung der Zonen für KB, GA1, GA2 und EB mitsamt den zugehörigen Herzfrequenz- und Wattzahlen. Alles bis unter 131 BPM und 199 Watt ist bei mir KB, also regeneratives Training; GA1 geht von 199 – 258 Watt (132 – 148 BPM), GA2 von 258 – 278 Watt (150 – 156 BPM) und das Schwellentraining EB liegt bei 278 – 304 Watt (157 – 164 BPM). Alles darüber ist quasi anaerob. Mein Testprotokoll sah übrigens so aus: alle 3 Minuten + 50 Watt Widerstand hinzu und Zieltrittfrequenz immer bei 70 – 80 RPM. Mit diesem Setup bin ich bis 311 Watt gekommen (also die Stufe mit 350 Watt habe ich 40 Sekunden durchgehalten) und so berechnen sich dann entsprechend auch die Zonen. Mit weniger RPM hätte ich auch noch länger treten können, aber das war ja nicht Sinn der Sache, denn mit weniger RPM übersäuern die Beine ja nicht, die Herzfrequenz geht wieder runter und ebenso die Laktatkonzentration im Blut. Gleichzeitig muss man auf der Borg-Skala das Belastungsempfinden RPE von 1 – 20 angeben und dann wird einem dauernd ins Ohr gepiekst, man muss den Arm zwischendurch locker herunterhängen lassen zum Blutdruckmessen und immer brav nicken, wenn man gefragt wird, wie es einem geht: Kurzum, die Zeit auf dem Ergometer vergeht echt schnell.
Zum Thema Zonen noch eine Sache: Mein behandelnder Arzt meinte, dass die Zonen beim Laufen dann jeweils 10 Schläge höher sind, also GA1 von 142 – 158 BPM. Das deckt sich auch komplett mit meinem eigenen Empfinden, dass alles unter 160 BPM belastungstechnisch angenehm ist und es erst darüber anstrengend wird. Alles in allem sehr aufschlussreich und ich hoffe, dass die Ergebnisse der Spiro auch bald kommen, damit ich dann noch ein bisschen mehr hier klugscheißen kann.
Jetzt aber flugs zum Rest der Woche. Nachdem das Tralala mit der Leistungsdiagnostik wirklich bis 12:15 Uhr gedauert hat und ich irgendwie ein bisschen durch war, bin ich nur noch kurz ins Gym zu einer Stunde Crosstrainer im GA1-Bereich (allein um das so spezifisch sagen zu können hat sich die Diagnostik schon richtig gelohnt, da bekommt jede Trainingseinheit auf einmal eine wirkliche Bedeutung). Demzufolge war ich am Dienstag sowas von erholt, dass ich morgens gleich erstmal den FTP-Test auf dem Spinningbike gemacht habe. In 47 Minuten von HF 74 auf 174 – so hoch ist die ja bei mir im Training noch nie gewesen! Der FTP-Test auf dem IC7-Spinningbike sieht so ähnlich aus wie die Leistungsdiagnostik, allerdings muss man keine besondere RPM einhalten, sondern nur fein die Wattzahlen treten. Am Ende kam dann 229 dabei heraus und damit kann man doch schonmal arbeiten. Ja, auch zum FTP-Wert habe ich einen Linkstapel mit Auswertungen und Erklärungen zusammengestellt, aber das Schwadronieren darüber heben wir uns an dieser Stelle ebenfalls auf.
Danach dann Krafttraining (hurra, Deadlifts und Hip Thrusters und Konsorten), sowie ein bisschen Laufen auf dem Woodway und Crosstrainer GA1 mit GA2-Sprints. Ich war wirklich superausgeruht und habe das beim Training direkt gemerkt, weil mir die Energie so überhaupt gar nicht ausgehen wollte.
Nachmittags ist dann noch ganz nebenbei zwischen Analyse hier und Planung dort eine ganz neue Ära angebrochen. Nein, das Schild spielt dabei keine tragende Rolle, es stand nur an dem Platz in dem Café, in dem ich meinen neuen Coach getroffen habe. Auch wenn sich das nicht so gelesen hat: Zwischendurch hat es mich schon sehr gewurmt, dass mein Trainingsplan eigentlich kein richtiger Plan ist, sondern mehr so ein Drauflostrainieren ohne vernünftige Periodisierung und Struktur und ohne Argumente für alle, die mir sagen „Du machst zu viel“ oder „Du musst x und y machen“. Aber damit ist jetzt Schluss, Tony sei Dank. Gefunden habe ich ihn über die Ironman University (eine Datenbank mit Ironman-zertifizierten Coaches), praktischerweise hat ihn sein Weg von Schweden über Australien und Malaysia nach Gauting (zwischen dem Starnberger See und München für alle Ortsunkundigen) geführt. Im Vorfeld habe ich einen sehr, sehr langen Fragebogen mit sehr, sehr langen Sätzen ausgefüllt und seit vergangenem Mittwoch läuft mein #tonyscoaching-Programm, quasi Season 1, Woche 1, Tag 1, Session 1. Das heißt für mich natürlich, dass ich mich jetzt auch daran halten muss, was im Plan (via Trainingpeaks) steht und dass nach drei Load-Wochen eben auch eine Recovery-Woche ansteht (Periodisierung, da war ja was). Das wird spannend; sehr, sehr spannend! Das Fuck an der Stelle bezieht sich dann übrigens auf die damit verbundene Ernährungsumstellung, weil ich viel zu wenig Fett futtere und für meine Ziele aber mehr davon brauche. Gut, dass ich noch einen 1-Kilo-Bottich Erdnussmus im Schrank hatte, dann mal rein mit dem Löffel und los.
Am Mittwoch ging dann erstmal mit der ersten Trainingssession wirklich die Sonne in meinem Herzen und am Himmel auf. Das Wunderbare an Tonys Plan ist nämlich auch, dass ich mein Training jetzt nicht auf 10-15 Stunden reduzieren muss, sondern weiterhin viel trainieren kann – aber eben besser, strukturierter und mit angepassten Intensitäten. Die erste Schwimmeinheit dauerte auch gleich mal fast anderthalb Stunden und setzte direkt an den Problemstellen an, die sich im Schwimmseminar ergeben haben. Danach dann eine kleine Runde auf den Crosstrainer und das Wooway-Laufband, aber piano, weil meine Wade natürlich immer noch im Arsch ist. Der Osteopath hatte am Montag keine Hinweise auf gerissene Bänder oder andere Traumata finden können (hurra), aber da sind jede Menge Knoten in der Wade und ich habe ein Rezept für 6xPhysiotherapie (MT und Wärme) bekommen (voraussichtlich der erste Termin leider erst am kommenden Freitag, aber auch nur unter Vorbehalt, argh). Das macht mich langsam wirklich mürbe und ich kann mich an den letzten lagen schönen Lauf gar nicht mehr erinnern. Lustigerweise spüre ich die Wade überhaupt gar nicht, wenn ich nach einer langen Radsession vom Bike absteige. Apropos Bike: Nach dem Crosstrainer hab es dann noch zweieinhalb Stunden Spinning mit Fixed Gear und Zielzahl 100 RPM. Hätte ich auch draußen machen können, aber mangels Kadenzsensor und aufgrund des mangelhaften Wetters bin ich drinnen geblieben. 100 RPM konnte ich auch nicht dauerhaft halten, aber die Challenge war geil.
Am Donnerstag – geliebter Feiertag in Bayern – gab es dann diesen Himmel; also zumindest als wir von der langen Ausfahrt zurück waren. Los ging es unter der Führung von S. um 9:30 Uhr ab dem Säbener Platz und zwischendurch waren wir glaube ich auch wirklich 12 tapfere Recken, die dem trüben Wetter getrotzt und (in meinem Fall) 137 Kilometer geradelt sind.
Der Himmel sah nämlich am Säbener Platz erstmal eher so aus – aber 10-12 Grad und Windstille waren wirklich angenehm, also sauste der RRMUC-Radlerzug mit (in meinem Fall) 27,4 km/h gen Süden. Trotz der Session vom Vortag haben sich meine Beine gut angefühlt, bis wir dann Pause gemacht haben im Café Kolb. Dort gab es erstmal für fünf Euro etwas, das man in München für fünf Euro nicht bekommt:
Genau, einen Milchkaffee und ein fucking halbes Blech Marille-Rahm-Streuselkuchen! Geil! Der war außerdem auch nicht so süß, schön fruchtig und genau das Richtige, um die Speicher wieder aufzufüllen. Die Pause war bei ca. Kilometer 77 und dummerweise ging es danach schön wellig weiter. Dummerweise deshalb, weil meine Beine bis Kilometer 110 komplett im Eimer waren, obwohl ich nicht so ganz genau weiß warum. Vielleicht war es die Pause, vielleicht war es die ABC-Salbe, die ich mir nochmal (und tatsächlich auch zum letzten Mal) auf die komplette Frontseite geschmiert habe; jedenfalls bin ich auf dem Teilstück bis Kilometer 110 den anderen ziemlich hinterhergehinkt, wenn Anstiege kamen. Danach ging es dann wieder und insgesamt war es eine sehr schöne Ausfahrt – nicht allzu kalt, interessante Wolken am Himmel, wie immer exzellent organisiert (danke, S.!) und perfekt für den Feiertag. Danke an dieser Stelle noch an J., der mich bei meinem Durchhänger einige Male eingesammelt hat.
Am Freitag ging es dann morgens mit einer weiteren Schwimmsession los, danach kurzes Warmup auf dem Crosstrainer und 30 Minuten Laufband in megalangsam und wieder mit Schmerzen, gefolgt von 2 Stunden auf dem Spinningbike in wechselnden Intensitäten. Ich wollte eigentlich mit dem Crosstrainer draußen herumgurken und hatte mich auch per Facebook dafür verabredet, aber Zeitmangel und Wetter kamen dann leider dazwischen. Halb so wild, die Gelegenheiten kommen noch.
Passend zum Gruselwetter habe ich dann auch endlich mal wieder etwas gebacken, das tatsächlich kein bisschen gruselig war (ich habe 3 Testimonials außer mir, die das bezeugen können!): einen Süßkartoffelschokokuchen. Zutaten: 750g Süßkartoffeln (mit Schale gewogen, ohne Schale verarbeitet), 400g Squeezy-Proteinenergydrinkpulver (aus dem Vorrat, den ich vor Wochen aus einer Überproduktion bekommen hatte), 300g Kakaobutter (als Chips), 125g Kakaonibs (ich wusste gar nicht, dass die beim Backen auch schmelzen), ca. 150g Walnüsse (mit dem Nudelholz kleingehauen, yeah), ca. 50g Honig, 6 Eier, 1TL Backpulver. Zubereitung: Süßkartoffeln weichkochen und schälen, Kakaobutter schmelzen, Süßkartoffeln dazu und pürieren, etwas abkühlen lassen, Eier dazu, dann Squeezy, Honig, Nüsse, Nibs, Backpulver, ab in die Form und bei 175°C Ober-/Unterhitze ca. eine Stunde backen (Stäbchenprobe). Leider geil und seit heute auch schon wieder weg.
(PS: Ja, mich stört es auch, dass der runde Kuchen auf einem eckigen Teller präsentiert wird und nein, Foodblogger und -fotografin werde ich in diesem Leben nicht mehr.)
Samstag war dann leider erstmal scheiße. Auf dem Plan stand ein Regenerationslauf, also alles unter 142 BPM und insgesamt eine Stunde. In einem Anfall von geistiger Umnachtung bin ich tatsächlich eine Stunde lang draußen laufen gewesen – und habe bei jedem Schritt sehr, sehr, sehr gelitten. Ich bin zwar tags zuvor getapet (getaped?) worden und habe auch ausgiebig gedehnt, aber da waren ein paar Punkte in dieser verdammten Wade, die bei jedem Schritt wehgetan haben. Bergauf ging tatsächlich, aber Ebene, bergab und unebener Boden – keine Chance auf schmerzfreies Auftreten. Durchgezogen habe ich die 10 Kilometer trotzdem, aber sehr clever war es nicht. Zumal solche Schmerzen auch ziemlich viel Energie ziehen, also bin ich beim anschließenden Krafttraining auf die Maschinen ausgewichen und habe sehr entspannt ein zweistündiges Ganzkörperworkout absolviert (Fokus auf langsamen Bewegungen), gefolgt von 20 Minuten Stretching. Sehr, sehr, sehr deprimierend. Gottseidank hatte ich noch Kuchen übrig, yeah.
Am Sonntag habe ich mir dann dafür nochmal eine Ausfahrt gegönnt. Okay, gegönnt klingt jetzt ein bisschen paradox bei diesem Himmel (das ist übrigens in Seeshaupt am Südzipfel des Starnberger Sees), aber trotz feuchter Kälte (das waren gefühlt definitiv keine 10°C) war es dennoch äußerst befreiend, einfach durch die Gegend zu sausen und dabei so gut wie niemandem zu begegnen. Statt den geplanten 144km sind es zwar nur 116 geworden, aber das hat auch gereicht, weil ich mit 27km/h doch ein bisschen mehr Gas gegeben habe als bei ähnlichen Solotouren in der Vergangenheit. Irgendwie scheint das Training doch ganz langsam Wirkung zu zeigen. Und damit hebt sich dann auch wieder die Laune – tadaah:
Auf der Tour gab es auch eine kleine ungeplante Gravel-Einlage. Ich wollte östlich des Starnberger Sees gen Süden und zurück auf Parallelstraßen – allerdings habe ich bei der Hinfahrt irgendwie aus Versehen ein Waldstück mit „compacted gravel“ eingebaut. Ich halte bei komoot ja immer Ausschau nach „unpaved“ und eliminiere das, aber den Gravel hatte ich tatsächlich übersehen. War aber nicht sonderlich aufregend, da der Boden trocken war. Kritisch wird es meines Erachtens nach nur dann, wenn zu viel (feuchtes) Laub auf dem Boden liegt, aber bis auf ein paar Stellen, an denen man dann eben langsamer fährt, gab es keine Probleme.
Das mit dem Laufen lassen wir laut Plan nächste Woche erstmal überwiegend sein, stattdessen gibt es Crosstrainer und vielleicht Aquajogging, wenn das in meinem Pool (der nicht sehr tief ist) überhaupt geht. Mal sehen – ich werde nächsten Sonntag berichten!