De facto haben mich die neuen Trainingsziele diese Woche davor gerettet, bei dem Scheißwetter einfach gepflegt durchzudrehen, denn ich hatte zwischendurch wirklich Lagerkoller. Eine einzige 85-Kilometer-Fahrt mit dem Rennrad ist diese Woche drin gewesen und ich frage mich, ob ich überhaupt noch weiß, wie das Radeln funktioniert, wenn es morgen hoffentlich endlich wieder schön genug ist, um draußen herumzufetzen.
Ja, das Jammern über das Wetter ist schon eine sehr typisch deutsche Sache. Dabei hatten wir 2018 wirklich einen brillanten Sommer mit vielen Sonnenstunden und genügend Zeit, ausgiebig auf dem Rennrad die eigenen Grenzen auszutesten – und die eigene Komfortzone auf 180 Kilometer am Stück auszuweiten, ist eines der Trainingsziele, die ich mir an einem der verregneten Abende diese Woche gesetzt habe. Warum man so etwas überhaupt freiwillig macht? Weil man erstens Spaß daran hat (ja, wirklich!) und zweitens in nicht allzu ganz ferner Zukunft einen Ironman finishen will. „Man“ heißt in diesem Fall übrigens: ich. Angefangen hat das ganze Ironman-Triathlon-Training vor nunmehr 18 Wochen, und es ist noch lange kein Ende in Sicht, denn so eine Langdistanz will ausgiebig vorbereitet sein, vor allem wenn man bisher in dieser Saison erst zwei Olympische Distanzen, 7.177 Radkilometer, 942 Laufkilometer und 171 Schwimmkilometer in den Beinen bzw. den Armen hat. Wer gerade neu dazugeklickt hat, der kann die nächsten Regentage dazu nutzen, den Rest der Geschichte zu lesen: Es war einmal… Woche 17, Woche 16, Woche 15, Woche 14, Woche 13, Woche 12, Woche 11, Woche 10, Woche 9, Woche 8, Woche 7, Woche 6, Woche 5, Woche 4, Woche 3, Woche 2, Woche 1 und Tag 1.
Wie schon in den letzten Wochen, folgt auch heute an dieser Stelle kurz eine kleine Werbeunterbrechung, bevor es darum geht, wie man beim Indoortraining Trainingsziele (um)setzt und irgendwie nicht durchdreht: Triathlon frisst mir die (ohnehin schon kurzen) Haare vom Kopf, deshalb freue ich mich über Sponsoren, die mich via PayPal.me unterstützen, meinen Lagerbestand auf eBay reduzieren, mir mit Material von meiner Amazon-Wunschliste aushelfen (gerne auch gebraucht), über meine Amazon-Affiliate-Links Produkte kaufen (z.B. zuckerfreie Schokolade, denn die geht immer) oder mir tolle Tipps geben und mit mir trainieren. Besten Dank – den vollständigen Werbetext gibt es außerdem hier.
Zuerst nochmal kurz etwas zum Thema Ernährung: Ich habe nun nach ein paar Wochen Herumexperimentieren eine gute und energietechnisch praktikable Lösung für mich gefunden. Um den Stoffwechsel zu entlasten, den Blutzuckerspiegel zu regulieren und bis zu meiner Leistungsdiagnostik am 29.10. noch ein bisschen abzunehmen, betreibe ich nach wie vor und so gut es geht intermittierendes Fasten in der Variante 16/8. Das heißt, dass ich 16 Stunden nichts esse und dann in 8 Stunden 2-3 Mahlzeiten zu mir nehme. Manchmal sind es auch nur 14 Stunden, aber nobody’s perfect und man lebt sowieso am besten nach einer Art abgewandeltem Pareto-Prinzip, bei dem man sich 80% der Zeit an die Regeln hält und 20% der Zeit einfach auch mal die Pippi Langstrumpf macht (3×3=6 undsoweiter). In meine Solo-Trainingseinheiten starte ich nach wie vor nüchtern, aber beim Laufen esse ich nach 30 Minuten zum ersten Mal etwas, beim Radfahren nach 1-2 Stunden und beim Schwimmen erst nach dem Schwimmen (auch ca. 1-2 Stunden, je nachdem, wie lange ich gerade im Wasser herumfuhrwerke. Bei einem richtig langen Lauf (sprich: 30+ Kilometer) nehme ich dann gleichmäßig ca. alle 30 Minuten etwas zu mir, damit es am Ende ca. 600-800 Kalorien sind; beim Training im Gym esse ich einmal 400-500 oder 2×200 Kalorien und auf dem Rad pro 50 Kilometer etwa 200-300 Kalorien (ab 500 Höhenmetern auch etwas mehr). Interessanterweise bekommen mir auf dem Rad und auch beim Laufen Riegel (oder Kuchen, siehe Wendelsteinrundfahrt, haha) besser als Gels, und Bananen gehen beim Laufen gar nicht. Die Gels reserviere ich mir tatsächlich primär für die Wettkämpfe – kurz vor dem Schwimmstart, in T1 und in T2, sowie beim Laufen und auf dem Rad, wenn ich wirklich richtig schnell Energie brauche. Mittlerweile habe ich auch eine richtig leckere Auswahl an Energieriegeln, die meistens auch noch echte Nüsse und Trockenfrüchte beinhalten und nicht ganz so künstlich-industriell sind wie all die Proteinriegel, die man dann statt Schokolade im Laufe des Tages so futtert, wenn man mal wieder Heißhunger auf Süßes hat (und ja, natürlich esse ich die auch, weil ich den ganzen Tag nur Süßkram essen könnte). Der Nachteil ist natürlich, dass die nicht gerade günstig sind: Nutrixxion, PowerBar, Sponser, Raw Bite, Seitenbacher (Energie-Bombe, geil, schmeckt wie Marzipan), ultraSPORTS, Oat King (wobei die Haferbrocken mit ca. 388kcal/Stck. schon richtige Prügel sind) wären einige Beispiele für Hersteller, bei denen ich regelmäßig in drölfzig Online-Shops nach Schnäppchen suche.
Wer es indes noch natürlicher mag, für den sind die so genannten Energiebällchen oder Energy Balls oder Energiekugeln das Richtige: Nüsse, Trockenfrüchte und höchstens noch Agavendicksaft/-sirup zermantscht, verquirlt und zu leckeren Kugeln geformt, die manchmal noch in Kokosraspeln, fancy Açai-Pulver oder dem guten alten Kakaopulver gewälzt werden, damit man sich damit auch ordentlich einsaut. Der Vorteil: gesund, lecker, guter Mix aus Kohlenhydrate plus Proteine plus Fett. Der Nachteil: Die sind ganz schön teuer, teilweise 4+ Euro für 120 Gramm. Wer also wie ich gerne auch mal ein bisschen weniger Geld ausgibt (… damit sie das Gesparte anderswo natürlich sofort wieder ausgeben kann…), dem sei eine ganz wunderbare Website empfohlen (von der ich für diese Werbung nicht bezahlt werde, genauso wenig wie von irgendjemandem sonst, verdammt): das Schokoladen-Outlet. Dort gibt es neben Bio-Bruchschokolade auch das ganze vegane Konfekt mit Cashews, Erdmandeln, Ingwer, Kokos und Konsorten im 500-Gramm-Beutel für 10 Euro. Schon weitaus erschwinglicher und irre lecker. Guten Appetit, falls jemand bestellt! Ich komme übrigens deshalb darauf, weil ich in einem Schrank noch ein paar besagter 500-Gramm-Beutel entdeckt habe, die ich aus unerfindlichen Gründen irgendwie vergessen hatte und jetzt 150-Gramm-weise beim Training verschlinge genieße. Und ja, nächste Woche kommen die auf meine Radtouren auch mit, selbst wenn eine Tupperschüssel hinten im Radtrikot die Stylepolizei auf den Plan ruft.
Wovon die Stylepolizei allerdings begeistert sein sollte, ist das Mike Giant x Cinelli-Lenkerband, das ich mir gerade eben für meinen neuen Tri-Aufsatz bestellt habe. Der T3 Carbon von eBay passt ja glücklicherweise (und für den anderen bekomme ich mein Geld zurück, danke eBay und PayPal-Käuferschutz), aber ohne Lenkerband rutschen meine Hände ab einer gewissen Schweißmenge ab, also muss ein Lenkerband her, und dann bitteschön eines, das auch noch ein bisschen gut geil aussieht. Herrje, war ich naiv, als ich dachte, dass es sich nach dem Kauf des Rennrads mit den Ausgaben erstmal gehabt hätte. Meine nächste Ausgabe und Aufgabe ist der Umstieg von den normalen SPD-Pedalen auf SPD-SL, also: neue Pedale kaufen und natürlich die Platten für die Schuhe und einen Drehmomentschlüssel dazu, damit ich künftig auch ohne vit:bikes Sachen bombenfest an-, ab- und umschrauben kann. So.
Zwischendurch dann mal zur Auflockerung ein Foto von mir vom 3MUC Triathlon am vergangenen Sonntag. Das ist tatsächlich auch das einzige Foto in voller Größe auf dem Bike, aber dafür ist es umso exzellenter, weil der Athlet hinter mir den genialsten Blick überhaupt draufhat, was auf Facebook für einige lustige Kommentare gesorgt hat. Fazit: Es lag an den lackierten Fingernägeln und der Empörung, von lackierten Fingernägeln überholt worden zu sein. Genau.
Wer ansonsten noch ein bisschen mehr Lust auf den Triathlon-Zirkus hat, dem sei die Übertragung der Ironman 70.3-WM in Südafrika empfohlen: Gestern starteten die Damen und heute die Herren und das Rennen war wirklich beide Male grandios. Man kann die Videos auf Facebook über Ironman NOW noch ansehen und beim Zusehen viel, viel lernen und bei den Geschwindigkeiten einfach mal mit offenem Mund ein paar Stunden vor dem Bildschirm sitzen. Das sind Trainingsziele, die ungefähr noch Lichtjahre in der Zukunft liegen, aber langsam ernährt sich das Eichhörnchen. Oder so. Entdeckt habe ich dann auch noch Heather Wurtele, eine kanadische Pro-Athletin, die mit ihren 1,88m sogar noch 3cm größer ist als ich und somit ähnliche Vor- und Nachteile im Rennen hat wie ich, also werde ich mal schauen, ob ich über ihre Seite herausfinden kann, was sie so schwimmt / fährt / läuft, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was als große Frau überhaupt machbar ist. Definitiv kein Halbmarathon in 1:15:00 wie Anne Haug gestern. Grandioses Rennen!
So, jetzt aber doch noch ein bisschen zum Training der vergangenen Woche. Im Gegensatz zu nach Karlsfeld ging es mir nach dem 3MUC Triathlon richtig gut, so dass ich einen ganz normalen Trainingstag eingeschoben habe mit Schwimmtechnik (2.500 Meter), Crosstrainer und Tempolauf mit Lauf-ABC (21,5 Kilometer auf dem Laufband). Beim Schwimmen bin ich wieder brav zurück zur Dreieratmung (die ich im Wettkampf ja irgendwie vergessen hatte), bin gesprintet und habe geschmettert. Die Sache mit dem Tempolauf gehört zu der ominösen Dachbezeichnung „Trainingsziele“, denn: lang kann ich laufen, aber eben nur langsam. Also ist die Aufgabe, bei allen Indoor-Einheiten (und davon wird es im Winter ja relativ viele geben…) Tempoläufe zu machen, Tempospitzen einzubauen, Tempohärte zu trainieren und Tempo zu machen, um das Tempo allgemein bei allen Läufen zu erhöhen, sprich: bei derselben Herzfrequenz schneller laufen und länger schneller laufen zu können. Das fühlt sich an wie eine ziemliche Mammutaufgabe, aber… nein, halt, es ist eine ziemliche Mammutaufgabe. Shit. Das Foto mit der Zahnbürste stammt übrigens von Montagabend, weil ich um 21:30 Uhr irgendwie noch so motiviert war, mein Ritzelpaket und die Kette ordentlich sauber zu machen, da am Dienstag endlich nochmal schönes Wetter war und ausgefahren werden sollte.
Oh ja, und wie wir ausgefahren sind! Zuerst ging es standardmäßig mit Schwimmen (3.000 Meter) und Gym los. Ich werde diese vielen, vielen einstündigen Schwimmeinheiten mit Techniktraining im Winter weitestgehend beibehalten, denn: viele kurze Einheiten sind besser für das Muskelgedächtnis als wenige lange, also je häufiger man schwimmt, desto besser. Es ist natürlich Definitionssache, was ein jeder und eine jede unter einer kurzen Einheit versteht, aber alles bis 75 Minuten finde ich schon eher kurz. Denn das zweite meiner Trainingsziele ist natürlich: schneller schwimmen. Wenn ich bedenke, dass Lucy Charles 1:08 Minuten für 100 Meter braucht und ich fast doppelt so viel (1:55), dann ist da aber sowas von viel Luft nach oben, dass über den Winter zumindest ein paar Sekunden schneller drin sein sollten. Als ich nach dem Gym gerade gemütlich frühstücken wollte, klingelte F. an und hatte früher Zeit als erwartet. Also schnell ein paar Riegel zwischen die Kiemen geschoben und zack, zack, auf aufs fein geputzte Rad für ein Eis nach Tutzing! Wir sind zum zweiten Mal direkt über die Golfanlage Gut Rieden gefahren und ich habe mir dort auf Strava auf dem entsprechenden Segment einen Pokal geholt (9. Platz, wohoo), weil F. sagte: Okay, wir sprinten jetzt den Berg rauf bis da vorne – und zack, weg war er, und da möchte man dann schon zumindest nicht vollständig abkacken versagen. Bei 859 HM ist ein Schnitt von 27,0 rausgekommen, das ist besser als je zuvor mit den ganzen Hügeln. Ich glaube, die neue Sitzposition und der Tri-Aufsatz haben wirklich etwas bewirkt. Auf meiner Einkaufsliste für November (nach der Leistungsdiagnostik) steht deshalb ein Bikefitting, bei dem dann mit Sicherheit noch mehr optimiert werden kann für die kommende Saison – und üben auf der Rolle (Einkaufsliste September) kann man ja schon einmal.
In Tutzing sind wir dann nach dem wohlverdienten (ja, definitiv!) Eis noch kurz in den See (nur mit den Beinen, für den Rest hätten wir mehr Zeit zum Trocknen mitbringen müssen, außerdem war da eine Hochzeitsgesellschaft direkt am Steg, deren Fotos wir nicht photobomben wollten). Die nette Ente in der Mitte der Blesshuhnriege war dann tatsächlich auch mutig genug und hat Proteinriegel-Krümel aus F.s Hand gefuttert. Für solche Momente liebe ich den Sommer; man ist nur ein paar Kilometer von München entfernt und kriegt das ultimative Urlaubs-Feeling. Kann der Sommer nicht bitte noch zumindest bis zum meinem Geburtstag am 5. November so weitermachen? Immerhin besteht ja die leise Hoffnung, dass die kommende Woche wieder schön wird; und dann mache ich einfach sommertechnisch da weiter, wo der Dienstag aufgehört hat.
Natürlich war das am Dienstag insgesamt wieder ein bisschen zu viel (663% Aktivität laut V800, wenn ich mich recht erinnere), also hätte ich am Mittwoch eine ruhige Kugel schieben können sollen. Habe ich aber nicht, weil es der letzte schöne Tag sein sollte und ich unbedingt schön lange draußen laufen wollte. Gesagt, getan – insgesamt sind es 32,15 Kilometer die Isar rauf und runter geworden (Stammstrecke, olé, olé), allerdings konstant mit 10bpm zu hoher Herzfrequenz. Warum? Weil ich von der Dienstags-Einheit noch nicht wieder vollständig regeneriert war. Mist. Das war wirklich ein Kraftakt; und bei Kilometer 15 musste ich leider zum ersten Mal seit Langem auch wieder kurz anhalten, weil mein Magen unpässlich war und die relativ neuen Laufschuhe (nochmal der Ravenna 8) an der linken Außenseite gedrückt haben. Ich hatte den V800 für die Pause zwar gestoppt, aber Strava hat die 5 Minuten nicht aus meiner Gesamtzeit herausgerechnet, deshalb habe ich den PR über 30 Kilometer leider nicht geknackt, obwohl ich mehr als eine Minute schneller war als beim letzten Mal. Damn!
Die letzten Meter ab dem Max-Weber-Platz nach Hause bin ich gegangen und habe vor dem Rechts der Isar im Abstand von wenigen Metern noch drei knallrote Roller entdeckt. Ah, Sommer, danke für wundervolle Momente wie diese! Mir kommen die Tränen! Natürlich musste ich ausgerechnet am letzten schönen Tag der Woche den restlichen Tag in Zügen und Universitätsräumen verbringen und hätte tatsächlich wieder beinahe Tränen vergossen. Hach ja.
Und dann war Donnerstag und es schiffte wie aus Eimern. Wenn man alle paar Stunden hoffnungsvoll die Wetter-Apps aktualisiert und bei 1/20 Checks der Tag als bewölkt, aber nicht verregnet angezeigt wurde, dann glaubt man natürlich genau dieser Vorhersage und ist dann umso geknickter, wenn seltsamerweise dann doch die 19 anderen zutreffen. OK, das war der letzte Wetterbeschwerdesatz, ich verspreche versuche es. Also ab ins Gym und 2.300 Meter schwimmen und danach zweieinhalb Stunden aufs Spinningbike in hoher Trittfrequenz (90-100). Ich hatte schon häufig Tage, an denen ich auf dem Spinningbike einfach nicht in Fahrt gekommen bin und keine Power auf die Pedale gebracht habe, aber am Donnerstag lief es wirklich gut. Ich hoffe, dass diese kraftlosen Tage wirklich nur mit der Ernährung zusammenhingen und nicht in regelmäßigen Abständen wie bisher wiederkommen. Wir werden sehen. Jedenfalls ist das auch eines der Trainingsziele: die Trittfrequenz erhöhen. Guido von OutdoorFirst hatte uns beim Rennradtechniktraining gesagt, wir sollten immer „einen Gang leichter fahren als angenehm für uns ist) – und TF 90-100 ist definitiv nicht so wahnsinnig angenehm. Danach dann noch ganz kurz 5km auf dem Laufband als Koppellauf und schnellschnell den Tag mit Arbeit herumkriegen und hoffen, dass der Freitag besser wird.
Immerhin gab es am Freitag ca. 2 Minuten Sonne, die ich sehnsüchtig aus dem Pool heraus angestarrt und abfotografiert habe (ja, ich habe mein Handy in einer wasserdichten Hülle am Pool liegen, just in case falls irgendwas ist).
Danach bin ich ein weiteres meiner Trainingsziele angegangen: Kraft aufbauen und neue Reize für die Muskeln setzen! Das Krafttraining habe ich in den letzten Wochen natürlich komplett vernachlässigt, also war es mal wieder Zeit für ein bisschen Power-Herumgehampel (und wie ich auf dem Foto sehe ist es nächste Woche dringend mal wieder an der Zeit, den Friseur bei mir um die Ecke aufzusuchen und das wirr wachsende Unkraut auf meinem Kopf zu bändigen). Ich bin wie schon im vergangenen Winter wieder bei an CrossFit angelehnten Kraftausdauer-Mini-Zirkeln gelandet und habe die folgenden Übungen im Schweiße meines Angesichts absolviert:
5 x (12 Burpees + 12x Bosu/Ballwerfen-Situps + 12x Anreißen Langhantel) / 6 x (Schlitten 20m + Sprunglauf 40m) / 3 x (100 JJs + 12x Nackendrücken LH + 40 Climbers + 12 Kettlebell Swings) / 3 x (100 JJs + 12x Kabelzug Bauch + 12x Kabelzug Rudern + 12x Kettlebell Swings)
Beim nächsten Mal (wahrscheinlich morgen?) will ich Wallball-Shots und Deadlifts und Boxjumps und Hip Thrusters mit unterbringen und wieder ca. eine Stunde so ein Ganzkörperprogramm durchziehen. Im Winter konnte ich 10×20 Burpees ziemlich locker runterreißen (bzw. -hüpfen) und jetzt sind sogar 12 anstrengend. Das kommt davon, wenn man den Quatsch monatelang nicht macht! Aber andererseits ist es toll, mal wieder einen richtigen Muskelkater zu haben und zu spüren, wie anstrengend die Übungen eigentlich sind. Meine Trainingspläne der Winter-Zirkel (die ich auf die alten Visitenkarten meiner ehemaligen Firma gekritzelt habe, zu irgendwas müssen die ja noch gut sein, haha) habe ich auf jeden Fall noch und bin gespannt, ob ich mich wieder auf das Level hocharbeiten kann, ohne dass Schwimmen, Radfahren und Laufen darunter leiden! Denn wir wissen ja: Alles kann man nicht haben. Alles will man auch gar nicht haben. Und am allerwenigsten wieder einen Rippenbruch aufgrund von verhärteter Muskulatur vom Kraftausdauertraining. Nach der Quälerei dann noch gemütliches Lauf-ABC (10 Kilometer) mit Seitwärts- und Rückwärtslauf sowie Lauf bei 10% Steigung – sehr gelenkschonend und trotzdem nicht unanstrengend.
Am Samstag habe ich tatsächlich mal bis 7:15 ausgeschlafen (das Gym macht am Wochenende erst um 8 Uhr auf, unter der Woche um 6 Uhr – beides aber auch seit diesem Jahr, nachdem wir anderthalb Jahre lang immer wieder nach Öffnungszeitenänderungen gefragt hatten, wobei wir in diesem Fall die fucking early bird crew ist). Die Vorstellung, schon wieder nur ins Fitnessstudio zu gehen, war aber so gruselig (Lagerkoller!), dass ich beschlossen habe, den Elementen zu trotzen und dick eingepackt nach draußen zum Lauf angetreten bin. Um 7:45 Uhr hat es auch tatsächlich nicht geregnet, aber als ich um 8:00 Uhr auf der Straße war, fing es natürlich direkt wieder an. Karma, bitches! Um meinen Schuhen und mir die Putzarbeit zu ersparen, bin ich Asphalt gelaufen. Denn auch das ist eines der Trainingsziele: die Füße an viel Asphalt gewöhnen, denn bei den großen Wettbewerben wird einfach viel auf der Straße gelaufen und das ist natürlich noch einmal eine andere Belastung als entspannter Waldboden. Beim eleganten Lauf durch sämtliche Pfützen auf den Gehwegen ist mir dann eingefallen, dass ich mir vielleicht wieder ein Paar Laufschuhe mit GoreTex-Außenmaterial besorgen sollte, um zumindest nicht ganz patschnasse Füße zu haben. Mein alter Brooks Ghost GTX hatte das und ich habe aktuell die Fühler nach Schnäppchen von Brooks ausgestreckt. Natürlich gibt es drölfzig andere Schuhmarken, aber ich bleibe definitiv bei Brooks, weil die meine Füße nicht kaputt machen (außer ich trage die Schuhe zu lange). Der Vorteil vom Regen war, dass der vom Mittwoch noch eingestaubte Ravenna dank des Wassers am Ende wieder richtig sauber war – einmal Schuhputzen gespart. Genial. Insgesamt bin ich unerwartet sogar 33,1 Kilometer gelaufen, davon einige Male den Hügel, der von der Isar hoch zum Effnerplatz führt, also bin ich auch auf 300 Höhenmeter gekommen (anstatt wie sonst entlang der Isar nur auf knapp 100). Den Asphalt habe ich ab Kilometer 25 oder so im ehemals gebrochenen Schambein, in der linken Ferse und der linken Wade gespürt, aber die Zipperlein haben sich in Grenzen gehalten. Interessanterweise habe ich trotz Kälte und Dauerregen trotzdem 2,5 Liter getrunken (man kann in die 2-Liter-Blase 2,5 Liter einfüllen, wenn man sie richtig hält und so irre ist wie ich) und hatte ab Kilometer 27 nichts mehr zu trinken. Blöd, weil ich eigentlich noch weiter hätte laufen können, aber so war bei 33 Schluss. Asphalt ist insgesamt weniger anstrengend als Waldboden, große Überraschung, wer hätte das gedacht. Aber so ganz happy waren meine Beine natürlich nicht – erst der Muskelkater vom Freitag und dann ein zweiter richtig langer Lauf in einer Woche, das ist ein bisschen riskant.
Vernünftigerweise bin ich deshalb heute dann natürlich erstmal nicht gelaufen, sondern fein ab ins Becken und entspannt 4.500 Meter am Stück geschwommen, um zu regenerieren. Dabei habe ich ein bisschen geweint, denn eigentlich hätte eine Truppe von Rennradln München am heutigen Sonntag die 200er Runde der Wendelstein-Rundfahrt ohne den Tatzelwurm noch einmal fahren wollen – und da wäre ich natürlich mit großer Begeisterung dabei gewesen, auch ohne die grandiosen Verpflegungsstationen. Ich muss mir dringend Reminder in den Kalender packen, um die Anmeldungen für die einzelnen Radveranstaltungen nicht zu verpassen… Ich wäre danach dann auch noch zurück nach München gerollt, um als längste Strecke statt 219 endlich einmal 250 Kilometer in meinem Strava-Profil stehen zu haben (ja, das sind die wichtigen Dinge im Leben). Aber das Wetter wollte nicht so, wie wir wollten. Nächsten Sonntag ist die Welt – Kult – Tour-Fahrt in Regensburg, hoffentlich passt da dann wenigstens das Wetter, damit ich meine 250 vollkriege. Insofern man sich dafür noch nachmelden kann, denn angemeldet bin ich natürlich noch nicht.
Nach dem Schwimmen ab aufs Spinningbike für insgesamt 2.5 Stunden, davon 20 Minuten einfahren bei 35 Widerstand, dann 12 x (8 min. 50 + 2 min. 35) und 10 Minuten ausfahren bei 35. In Watt: 150 bei 35 und 200 bei 50. Trick 17 mit der Lage Papier unter dem Bike hat die Putzzeit nach der Einheit um sagenhafte 50% reduziert, auch wenn ich mal wieder komische Blicke geerntet habe #firstworldproblems. Wenn man auf die Widerstandswechsel achten muss (und dazu mal wieder ein Lied in Dauerschleife hört), dann vergeht die Zeit tatsächlich extrem schnell und dank der mitgebrachten Energiebällchen hatte ich danach noch Energie für einen kleinen Koppellauf (2 Kilometer) mit wenig Bodenkontakt (weil Anne Haug das so toll demonstriert hat bei der Weltmeisterschaft). Der Lauf hätte auch noch länger sein können, aber ich war mit dem Lauf gestern schon bei 100 Kilometern und hatte vor vielen Wochen ja geschrieben, dass eines meiner Trainingsziele auch ist, nicht mehr als 100 Kilometer pro Woche zu laufen, um mich nicht wieder wegen Überlastung zu verletzen. Bis jetzt klappt es zumindest – und ich bin irrsinnig dankbar, dass die ganzen Lauf-Wehwehchen vom Mai und Juni weg sind: mein Körper hat sich anscheinend wieder vollständig ans Laufen gewöhnt. Hat er super gemacht!
Kudos an dieser Stelle noch an alle, die auch dem Scheißwetter getrotzt haben (z.B. beim Ötztaler-Radmarathon oder bei der Challenge Walchsee) und auf besseres Wetter in der kommenden Woche!