Projekt Iron(wo)man. Recap Woche 15: Ernährungsstrategie und eine energetische Berg-Tal-Fahrt

Eigentlich halte ich meine Ernährungsstrategie für recht vernünftig. Sie lautet: Sich mit gesunden Sachen sattessen, Kohlehydrate nur während bzw. kurz nach dem Training, ab und zu mal ein Eis, kein Alkohol. Sagen wir es mal so: Das geht besser. Zwar versagt gegen die energieraubenden Wetterkapriolen vermutlich jede Ernährungsstrategie, aber man kann ja mal ein bisschen experimentieren. In diesem Sinne, auf zum wie immer überaus pädagogisch wertvollen Rückblick für Woche 15!

Wer sich gerade mit Burger, Pommes und einem Bier vor den Bildschirm gesetzt und auf diese Seite verirrt hat, der darf trotzdem weiterlesen. Denn hier bloggt nicht die orthorektische, sich vegan und glutenfrei ernährende Hobbydiätologin von nebenan. Hier bloggt die handelsübliche Verrückte, die auf das Ziel Ironman-Triathlon-Langdistanz hinarbeitet und versucht, dabei eine einigermaßen vernünftige Trainings- und Ernährungsstrategie zu fahren, während sie mit den überaus inkompatiblen Elementen einer Work-Life-Sports-Balance jongliert. Die letzten Folgen der ersten Staffel Iron(wo)man gibt es im handlichen Schachtelsatzformat hier: Woche 14, Woche 13Woche 12Woche 11Woche 10Woche 9Woche 8Woche 7,  Woche 6Woche 5Woche 4Woche 3Woche 2Woche 1 und Tag 1.

Wie gewohnt kurz eine kleine Werbeunterbrechung, bevor es mit Ernährungsstrategie im Training und meinen Erlebnissen der vergangenen Woche weitergeht: Triathlon frisst mir die (ohnehin schon kurzen) Haare vom Kopf, deshalb freue ich mich über Sponsoren, die mich via PayPal.me unterstützenmeinen Lagerbestand auf eBay reduzierenmir mit Material aushelfen (gerne auch gebraucht), oder mir tolle Tipps geben und mit mir trainieren. Besten Dank – den vollständigen Werbetext gibt es außerdem hier.

Ich habe in der vergangenen Woche viel gelernt. Als informationsaufsaugender Schwamm hat mein Gehirn nach Input gedürstet und ich habe die wenige Restfreizeit damit verbracht, in den Untiefen des Internets wieder einmal nach mehr oder weniger sinnvollen Wissensschnipsel für den Triathlon zu suchen. Allen voran sei hier die von Ironman initiierte Website mit Facebook-Gruppe Women For Tri genannt. Bei 50.000 Mitgliederinnen tauchen natürlich im Abstand von wenigen Tagen immer wieder dieselben Fragen auf, aber sie werden immer – immer! – von einer stetig wechselnden Frauenschar beantwortet. Bemerkenswert ist außerdem, dass Frauen dort völlig ohne Leistungsdruck oder Scham aufgrund von nicht perfekten Rennergebnissen von ihren Tri-Erfahrungen berichten und von der gesamten Community gefeiert werden. Ich staune deshalb nicht schlecht, weil man das bei uns vermutlich nur dann machen würde, wenn man richtig, richtig gut war. Eigentlich ziemlich blöd, weil jede Frau (und natürlich auch jeder Mann) sich dafür feiern (lassen) sollte, dass er oder sie es bei einem Rennen, egal wie kurz oder lang, über die Ziellinie geschafft hat. Ein Erklärungsversuch dafür wäre, dass in den USA die Maxime „Just Do It“ entscheidend ist und dass der Erfolg oder das Scheitern relativ sind, solange man sich nur getraut hat. Deshalb nehmen dort auch Frauen am Ironman bzw. 70.3 teil, die dabei weit über das Limit ihrer eigentlichen Fitness gehen, z.B. noch nie mehr als 25 Kilometer am Stück gelaufen oder mehr als 100 Kilometer am Stück auf dem Rad gesessen sind. Scheißegal, wenn man die Hälfte des Marathons gehen muss: Hauptsache, man hat sich getraut und es durchgezogen. Finde ich wahnsinnig bemerkenswert und irgendwie räumt das auch ein bisschen mit der Allgemeinweisheit auf, dass ein Ironman eigentlich nur schädlich für den Körper ist, dass man sich dabei kaputt macht, etc. etc.. Ich möchte zwar irgendwann mal nicht 14 Stunden für die Langdistanz brauchen müssen, aber anhand der vielen Testimonials sieht man, dass die Langdistanz an sich wirklich machbar ist, auch wenn man nicht top trainiert oder top in Schuss ist.

Apropos Frauen – ich will die Genderthematik eigentlich weitestgehend aus diesem Blog raushalten, weil das einfach ein anderes Paar Schuhe ist, aber ein Bild samt Artikel hat heute doch meinen Nerv getroffen:

https://www.facebook.com/sz.planw/photos/a.974164279365471.1073741831.965974826851083/1815654485216442/?type=3

Der dazugehörige Artikel ist hier veröffentlicht: Frauen im Abseits. Kurzes Zitat aus den ersten beiden Absätzen: „Ein Mann und eine Frau stehen auf einem Siegerpodest, ganz oben. Der Mann wankt unter dem Gewicht seiner gewaltigen Trophäe, sie ist dreistöckig, fast hüfthoch, aufwändig verziert aus Gold und Marmor. Die Frau hält einen kleinen Pokal aus Glas, so groß wie ihre Hand. (…) Die PR-Mühlen drehten sich, hohe Startgelder flossen – zumindest für die männlichen Profis. Sie kamen: (…) Und sie wurden frenetisch gefeiert (…) . Die [Siegerin] dagegen dackelte unbegleitet, ohne Begleitfahrrad, ohne Anmoderation, ohne Zielbanner über die Zielgerade.“

Das war vom Triathlon in Buschhütten im Siegerland. Man darf es den Ironman- und den Challenge-Veranstaltungen an dieser Stelle hoch anrechnen, dass jede und jeder wie ein Sieger und eine Siegerin gefeiert wird, dass auch die Gewinnerin ein Zielbanner bekommt etc. etc.; trotzdem stehen die Frauen natürlich immer im Schatten der Männer – außer bei so grandiosen Rennen wie dem Ironman Lake Placid 2018, bei dem gar keine Pro-Männer starten durften und die Frauen grandios ablieferten. Zur selben Zeit las ich einen Post in der Women For Tri-Gruppe, in dem eine Triathletin nach einem Shirt gesucht hat, auf dem eine weibliche Athletin präsentiert wird – und bis dato keins gefunden hat. Die Panini-Stickerkollektion zur Frauen-Fußball-WM 2015 war ja schonmal ein Anfang, aber da geht noch mehr. Bringt mich auf ziemlich viele Ideen für meinen ohnehin schon überfüllten Hinterkopf – denn es gibt viele tolle Athletinnen im Triathlon und im Radsport, z.B. Kelli Samuelson von LA Sweat und Team Cinelli Chrome, deren für Cinelli designtes Cap ich mir doch vor ein paar Wochen besorgt habe. Oder die Top-Fahrerinnen der Bahnrad-EM in Glasgow, die ich mir im Gym teilweise angeschaut habe, während ich auf dem Crosstrainer stand oder Lauf-ABC gemacht habe. Ich hatte den Sport nie auf dem Schirm gehabt, aber das Rennen gleicht hier einem Tanz mit ganz eigener Choreografie, insbesondere wenn sich die Fahrerinnen an den Händen nehmen, um eine der beiden nach vorne zu schleudern, oder wenn die Sprintrunden anstehen. Sehr ästhetisch und sehr intensiv!

Abgesehen davon ist mir die Kinnlade heruntergefallen, als ich von dem Double Ultra Triathlon Emsdetten erfahren habe (7,6km Schwimmen, 360km Rad, 84,4km Laufen – das ist fast ein Wochenpensum an Trainingsumfängen) und ich würde nur zu gerne am Marathon du Médoc einmal teilnehmen (man muss verkleidet kommen, an den Verpflegungsstationen wird gesoffen und es ist anscheinend ein Riesenspaß). Zwei Tri-Blogs habe ich auch zwischendurch kurz angelesen, nämlich das von Elisabeth Haas und das einer Britin, die in Neuseeland lebt und Triathlon betreibt. In der Ausgabe des Triathlon-Magazins, die ich gerade lese (#159 April/Mai), geht es zudem unter anderem einmal wieder um Krafttraining für Triathleten; und in dem Zusammenhang habe ich mir die Videos von Manuel Wasserzier angesehen (kennt jemand die Taube?), um mich zumindest mental einmal wieder darauf einzustellen, denn das kam mal wieder völlig zu kurz diese Woche. Nicht so wirklich schlau geworden bin ich aus dem neuen Premium-Modell von Strava namens „Summit“, bei dem man zwischen einzelnen Paketen wählen kann. Die Option sehe ich nur nirgendwo in meinem Konto, weil ich als „Premium“-Bezahlerin jetzt wohl automatisch auf alle umgeswitcht worden bin und mit Sicherheit kein Opt-out aus einem der Dinger möglich ist. Hmpf.

Alright, let’s get started! Der Post ist jetzt schon wieder viel zu lang, aber hey, da müsst ihr nun leider durch. Am Montag war ich dank des langsamen Sonntags wieder so weit hergestellt, dass ich 111 nach Norden gefahren bin. Die Fahrt war zwar schön, aber äußerst unbefriedigend, weil es im Norden so verdammt flach ist (204 Höhenmeter auf 111 Kilometer…) und mein Puls immer irgendwo zwischen Wachkoma und gemütlichem Dahinrollen lag. Dementsprechend niedrig sind auch Kalorienbilanz und Energieleistung, obwohl man mit einem Schnitt von 27,7 durch die Gegend saust. Das obige Bild stammt übrigens von der Fahrt, denn im Abstand von ca. 50 Metern lagen irgendwo vor Freising zwei Bäume mitten auf dem Weg. So ziemlich der aufregendste Moment der ganzen Fahrt, wenn man einmal von den nahe an mir vorbeizischenden Autos absieht, die mich jedes Mal in leichte Unruhe versetzen. Fazit: Norden ist irgendwie doch doof. Im Anschluss an die Fahrt dann ein schöner Koppellauf entlang der Isar. Diesmal 13,5 Kilometer am Stück ohne Gehpause aufgrund von ungehemmter Sonnenausstrahlung ausgesetzten Isarabschnitten, da ich kluges Wesen einfach vor dem besagten Abschnitt umgedreht bin. Hah! Mann, bin ich gut! Das obligatorische Selfie habe ich dann vor lauter Intelligenz natürlich völlig vergessen. Abends war ich noch kurz 1km Schwimmen, um die gestaute Hitze des Tages aus den Büroräumen und von den Freiflächen wieder abzuschütteln.

Dafür war ich am Dienstag dann wieder platt. Das war doof und irgendwie nicht Sinn der Sache. OK, der Montag war anstrengend, aber dank meiner eigentlich krisenerprobten Ernährungsstrategie war ich eigentlich so weit aufgeladen, dass der Dienstag mit Schwimmtechnik, Lauf-ABC und einer kleinen Ausfahrt am Nachmittag gut machbar gewesen wäre. Tja, falsch gedacht. Platt heißt übrigens, dass ich meinen Puls nicht hochkriege, sprich: keine Kraft und Energie für eine gute Trainingsleistung habe. Dementsprechend fiel die Ausfahrt am Nachmittag aus und ich bin nochmal ins Gym getrottet, um auf dem Spinning-Bike ein bisschen aktive Regeneration mit hoher Trittfrequenz zu betreiben. Meine Grimassen sprechen Bände, ich war hochauf begeistert. Und keinen wirklichen Schimmer, woran dieses Leistungstief wohl liegen mochte. Am Mittwoch ein ähnliches Trauerspiel: Ich wollte wieder radeln & koppeln, habe aber nach der Hälfte der geplanten 115 Kilometer beschlossen, dass ich abkürze und statt 115 nur 85 mache. Lustigerweise hat mir der V800 irgendwo 20 Kilometer dazugeschummelt, so dass am Ende 105 auf der Anzeige standen mit einem Schnitt von 31,2 und einer maximalen Geschwindigkeit von 148km/h. Und das bei einem durchschnittlichen Puls von 98 mit Maximalpuls 115, wohlgemerkt. Ich habe mich köstlich amüsiert und die Einheit bei Strava natürlich Fake Gran Fondo genannt. Ich war dann sogar so platt, dass ich mittags ein Nickerchen gehalten habe (es qualifiziert nicht als „Power Nap“, weil ich danach auch keine Power hatte). Später ging es etwas besser und ich wollte beim Schwimmen zumindest noch einen ordentlichen Tagesabschluss hinkriegen, aber keine Chance. Ich war platt. Und hatte wieder keinen Schimmer, woran es gelegen hat. Jetzt muss ich wahrscheinlich spoilern, weil die Lücke zwischen Mittwoch und Samstag sonst zu groß wäre: Es lag an meiner suboptimalen Ernährungsstrategie. Nüchterntraining – und da sind sich Bekannte wie F. und S. ebenso einig wie das Triathlon-Magazin – macht nur dann Sinn, wenn man auch wirklich Rekon oder GA1 trainiert; nicht aber, wenn man ein bisschen Power auf die Kette bringen will. Der Fettstoffwechsel wird bei langen Einheiten trotzdem trainiert, weil man nicht so viel zuführt bzw. zuführen kann, wie der Körper bei einigermaßen gegebener Intensität verbrennt; aber um den Körper leistungsbereit zu machen, braucht man morgens zumindest ein paar externe Körner für die eigenen Körner, wenn ihr versteht, was ich meine.

Nein, das ist kein Bild von mir beim Frühstück vor dem Training, sondern ein Bild von mir beim wohlverdienten alkoholfreien Weißbier (Lammsbräu ist wirklich mein Lieblingsbier) nach dem langen Lauf vom Donnerstag. Kleiner Idiotenfehler: Ich wollte aus der Weißen ein Radler machen und habe etwas Zitronensaftkonzentrat mit etwas zu viel Energie in die Flasche gepumpt, woraufhin ein aus der Flasche aufgrund des Drucks emporschießender Bierstrahl meine halbe Küche eingesaut hat. Heldenhaft. Die zwei Tage piano haben meine Energiereserven anscheinend wieder so weit aufgefüllt, dass ich am Donnerstag 35 Kilometer laufen konnte. Langsam. Seeeehr, sehr langsam. Mit einer Pace von ca. 6:00, also 10km/h. Das würde bedeuten, dass ich beim Marathon über vier Stunden unterwegs wäre. Das wollen weder ich noch meine Beine. Aber ich wollte einen langen Lauf machen, bei dem ich mir nicht wieder den linken Fuß ruiniere. Also habe ich mir die Anweisung aus dem Strava-Marathon-Trainingsplan (den ich nach wie vor genüsslich missachte) zu Herzen genommen und bin so langsam gelaufen, dass es angenehm war. Und es lief. Und lief. Zugegeben: Drei Gels waren zu wenig Energiezufuhr und wenn ich gefrühstückt hätte, wäre ich vielleicht auch einen Tacken schneller gewesen. Aber es war ungeheuer befriedigend, dass ich die Strecke in aller Ruhe in einem angenehmen Pulsbereich laufen konnte und dass meine Füße das Ganze mitgemacht haben. Unterwegs habe ich zwar zweimal (!) das Beißstück meiner Camelbak-Trinkblase verloren (es ist ein Scheißgefühl, wenn man ohnehin mit dem Wasser haushalten muss und dann auf einmal das Beißstück abploppt und das Wasser heraussprudelt, arrrgh!) und zum Schluss hatte ich natürlich nichts mehr zu trinken, aber es war insgesamt so, so gut! Danach habe ich meine Beine erstmal in CEP-Kompressionstulpen gepackt und gespannt abgewartet, welche Schmerzen sich vielleicht doch noch einstellen würden – aber bis auf allgemeine Erschöpfung und ein bisschen Knieschmerz war alles in Ordnung. Genial! Ich habe zwar immer noch einen Heidenrespekt vor dem Marathon im Oktober (und bin natürlich auch noch nicht angemeldet), aber zumindest kopfmäßig weiß ich nun, wie ich das Ganze steuern kann. Passend dazu auch ein neues Mantra für den Kopf: Pace it and ace it! Das brauchte ich übrigens tatsächlich für das Krombacher o,0%-Gewinnspiel von RoadBIKE. Gewinnspiele sind super und je häufiger man teilnimmt, desto häufiger gewinnt man auch. Da fällt mir wieder eine Doku ein über Hausfrauen, die hauptberuflich an Gewinnspielen teilnehmen und welche Tricks / Strategien sie dafür haben… Ja, ich schweife wieder ab, sorry. Gehirn ist voll.

Und genau weil mein Gehirn so voll war, musste es am Donnerstag zur Abkühlung nochmal kurz ins Wasser. Diesmal allerdings nicht in den Pool im Gym, sondern OWS im BuGa-See / Riemer See. Die Anfahrt ist zwar ein bisschen nervig (vor allem mit wirklich kaputten Beinen), aber der See ist wunderschön, ziemlich kühl (nie wärmer als 22°C), sehr sauber und übersichtlich. Er ist an der längsten Stelle ca. 700 Meter lang und netto kann man wohl bequem 500 Meter in eine Richtung schwimmen, ohne auf Wasserpflanzen oder Grund zu stoßen. Den Neo habe ich für die kurze Runde (1 Kilometer) nicht extra eingepackt und da der See recht voll war, bin ich mehr unkoordiniert Menschen ausgewichen als dass ich wirklich zügig in eine Richtung geschwommen bin. Dabei konnte ich auch gleich den frontal-aus-dem-Wasser-schauen-Orientierungsblick üben, das hat sogar einigermaßen gut geklappt, zumindest bin ich wissentlich nicht mit irgendwas oder irgendwem kollidiert. Wenn der V800 nicht lügt, bin ich den Kilometer in 17:51 Minuten geschwommen; das würde bedeuten, dass ich 1,5 in unter 30 und 1,9 für die Mitteldistanz in unter 40 schwimme – zumindest dann, wenn ich nicht Gliedmaßen und Wasserschwälle ins Gesicht bekomme. Damit kann man zumindest mal arbeiten.

Es ist übrigens nur deshalb ein läppischer Kilometer geworden, weil der Himmel nicht mehr ganz so freundlich aussah, als ich ins Wasser gestiegen bin. Die angesagten Gewitter ließen sich dann zwar noch ein wenig Zeit, aber ich bin da lieber vorsichtig. Werde ich auch unbedingt bald wieder machen, diesmal dann mit Plan und nicht einfach nur kreuz und quer in Sichtweite meines Arcalis.

Am Freitag war das Wetter erstmal wirklich scheiße und Schwimmtechnik samt Herumhampeln im Gym stand an. Ich habe mir inzwischen im Sale Finger Paddles von Speedo besorgt, die nur die Finger abdecken, nicht die ganze Hand (den Unterschied hinsichtlich des Trainingseffekts muss ich auch nochmal genauer nachlesen). Die Flossen sind ebenfalls von Speedo, gehen aber morgen postwendend zurück, weil sie so schwer am Fuß sind, dass ich bei jeder Bewegung Angst hatte, mir die Knöchel zu brechen. Außerdem haben sie sehr unangenehm auf den Mittelfuß gedrückt, aber vielleicht bin ich einfach nur ein Weichei. Das Highlight der Gym-Session war dann Spinning auf dem Spinningbike mit hoher Trittfrequenz (90-110) und einem feinen Muskelkater im Quadriceps.

Das stört mich zwar prinzipiell nicht, aber für Samstag war eine anstrengende Runde in die Eng angedacht (Titel: „A weng in die Eng“, haha) ab Lenggries durch die Jachenau, über den Walchensee, in die Eng, über den Sylvensteinspeicher wieder zurück nach Lenggries. Da das ab Lenggries nur 120 Kilometer gewesen wären und die Tour erst um 11 losging (viel zu spät!), wollte ich ab München nach Lenggries rollen (knapp 60km), dann zur Truppe stoßen und ab Lenggries nach 180km mit den anderen heimfahren (nicht mit dem Rad). Am Freitagabend meldete sich spontan S. (wieder ein anderer als all die anderen S.) und sagte, er würde bis Lenggries mitkommen. Auf der Fahrt nach Lenggries habe ich mich freundlich bei seiner Anschlusstour selbst eingeladen, weil meine Beine nicht so recht Lust auf 180 Kilometer hatten und die zeitliche Planung suboptimal war, da ich summa summarum erst nach 18 Uhr zuhause gewesen wäre). S. war so nett und hat mich auf seine Tour mitgenommen, bei der wir nach Lenggries über viele kleine und große Wellen und Anstiege und Abfahrten Richtung Nordwesten immerhin auf 150 Kilometern 1.300 Höhenmeter gemacht haben. Besonders großartig war der Berg nach Eurasburg (das Segment heißt bei Strava unter anderem „Eurasburg LaktatTest“, haha), nach dem wir einmal kurz verschnauft haben:

Man beachte bitte meine grandiose Frisur #wokeuplikethis #not.

Es ist manchmal schon einfach viel zu scheiße schön hier in Bayern!

Die Tour mit S. war nicht nur superschön, sondern auch sehr lehrreich – wir haben unter anderem (wie schon mit F.) über die richtige Ernährungsstrategie diskutiert, über Tri-Aufsätze (dazu gleich mehr, höhö), über Fahrtechnik (nicht die Füße hängen lassen, sondern auch bei der Abfahrt ohne Druck weitertreten, um das Laktat aus den Beinen zu befördern), richtiges Schalten, Trittfrequenzwechsel, Triathlon generell und drölfzig andere Sachen. Zu zweit ausfahren bringt mich persönlich zum aktuellen Trainingsstand tatsächlich viel weiter als alles andere (alleine fahren, zu schnellen Gruppen hinterherjagen, bei zu langsamen Gruppen nicht recht in Fahrt kommen) – und es entwickeln sich oft tolle Gespräche.

Zwischendurch ist uns ein von seinem radelnden Besitzer anscheinend nicht wirklich gut erzogener Hund vor die Räder gelaufen (das ist mir bei meiner Ausfahrt heute auch passiert – ein Hund kam kläffend auf mich zu, ich musste scharf bremsen, der Besitzer nur so: „Dea duad da nix, dea wui nur spoin“ – Ja super, er wäre beinahe Matsch gewesen, wenn er mir so vors Rad läuft, Herrgottsakra!), wir mussten zweimal über Gravel sausen (ungefähr doppelt so schnell wie ich es eigentlich gemacht hätte, aber man will ja mithalten…), und einmal in Gravelcross-Manier das Rad schultern und über eine Brücke rennen (jetzt weiß ich auch endlich, wie man es richtig macht – hier auch sehr anschaulich erklärt in einem Video von Stevens – und ich frage mich gerade, ob man das in der Wechselzone auch machen darf…), aber ansonsten lief alles großartig und die unerwartete 18%-Rampe bei Eurasberg war klasse. S.: „Bergwertung!“ Ich: „Hä?“ S.: „Jo, mogst aufifahrn?“ Ich: „Klar!“ Ich, zwei Minuten später: „Oh Fuck, da steht 18%.“ Ich, fünf Minuten später: „Oh fuck, da ist immer noch kein Ende in Sicht…“ (Ich kannte die nicht, aber jetzt kenne ich sie) Die Vokabel Bergwertung habe ich in meinen Wortschatz aufgenommen, ebenso den Ortsschildsprint: Wann immer man ein Ortsschild sieht, muss man darauf zu sprinten. Effekt dabei: Man kommt aus dem Trott raus und kurbelt zwischendurch mal wieder schneller. Danke für die tolle Tour!

Das sind übrigens die vier hartgekochten Eier, die ich als Snack für Unterwegs dabei hatte (neben einem Snickers Protein Flapjack und einem der geilsten Proteinkekse überhaupt). Die kamen letztendlich in den Riesensalat nach der Fahrt, aber generell sind Eier doch eigentlich ideal, um den Proteinbedarf unterwegs zu decken. Wundert mich, dass sonst niemand damit herumfährt…

Am Sonntag habe ich mich dann hochmotiviert von den Learnings des Samstags zu einer 115km-Runde entlang der Westseite des Starnberger Sees aufgemacht – mit 900 Höhenmetern definitiv spannender und fordernder als das Herumgerolle im Norden. Eine einigermaßen erträgliche Anfahrtsstrecke zur Olympiastraße habe ich mittlerweile auch gefunden. Die war wichtig, da ich dort unbedingt meinen auf eBay ersteigerten Tri-Lenkeraufsatz ausprobieren wollte (siehe Bild oben)! Der ist gebraucht, laut F. steinalt (er hatte den „früher“ mal), aus Carbon, stammt aus einer Ironman-Reihe von Profile Design, war günstig und stellte mich vor die Herausforderung, ihn so zu montieren, dass die am Lenker verlaufenden Kabel für die Schaltung und Bremszüge nicht allzu sehr zusammengedrückt werden. Es ist mir einigermaßen gelungen und auf der Olympiastraße bin ich dann zum allerersten Mal in der Aero-Position gefahren. Die ersten paar Meter ein wenig wackelig und vorsichtig, weil man eben nicht direkt an der Bremse ist, wenn irgendetwas passiert, aber dann ging es immer besser. Mein Po muss sich an die geänderte Position natürlich noch gewöhnen, ganz zu schweigen von meinen Schultern und meinem Nacken… Aber generell fühlt es sich gut an. Leider ist der Aufsatz tatsächlich zu kurz für meine monsterlangen Arme, aber vielleicht kann ich die Position noch ein bisschen optimieren (Sattel etwas nach hinten, Armaufleger kann man vielleicht auch noch nach hinten versetzen), so dass es zumindest für die nächsten Monate ausreicht, bis mein Geldbeutel ein Upgrade hergibt. Der Schnitt war inklusive Stadt mit 25,5 natürlich wieder langsamer, aber angesichts der Wellen absolut OK.

Und weil meine Beine nach der Fahrt noch gejuckt haben, bin ich noch 10 Kilometer koppelgelaufen – und zwar schneller als beim letzten Mal (5:33er Pace versus 5:50er am Montag), obwohl die Vorermüdung natürlich größer war. Warum? Weil ich meine Ernährungsstrategie optimiert hatte! Ich habe vor der Ausfahrt einen Riegel gegessen, unterwegs nochmal zwei (der hier ist wirklich geil), zuhause vor dem Lauf nochmal einen (yeah, Bounty Protein Flapjack!) und während dem Lauf ein PowerBar-Gel. In einer Flasche hatte ich auch das stärker verdünnte Iso-Pulver von PowerBar (das übrigens sehr gut schmeckt). Dementsprechend hatte ich sogar noch Körner, um auf den letzten beiden Kilometern ein paar Minisprints einzulegen. Da ich kreuz und quer im Dunstkreis von Max-Weber- und Prinzregentenplatz an der Isar entlaggelaufen bin, konnte ich viele Leute beobachten und mir so die 10 Kilometer gedanklich etwas angenehm gestalten. Es ist witzig, wenn man manchmal Leute so wild gestikulieren sieht, ohne den Ton dazu zu hören, weil man die Stöpsel im Ohr hat. Rundum grandios! Dementsprechend hier mein Happy Face:

Einen Tipp zum Wochenbeginn habe ich noch: den Triathlon-Stammtisch mit Faris Al-Sultan und Patrick Lange nach dessen 3. Platz beim Ironman Hawaii 2016 auf dem YouTube-Kanal von tritime.de. Rundum gelungen, sehr informativ und kurzweilig. Schade, dass es nur eine Stunde lang ist, man hätte den dreien wirklich noch länger zuhören können und wollen.

Und hiermit verabschiede ich mich mit einem etwas psychomäßig angehauchten Bild nach dem OWS-Schwimmen am Riemer See (inspiriert von der aktuell herumgeisternden Momo Challenge), wir sprechen uns nach Woche 16!

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