Das englische Idiom (Redensart) „Blow your own horn“ bedeutet wörtlich: „Blase deine eigene Trompete“, oder im übertragenen Sinne: „Rühre die Trommel für dich selbst“. Ob Trompete oder Trommel, jedes Instrument folgt einer Melodie, die wiederum einen Song ergibt, den jeder für sich selbst schreiben muss. Denn niemand kann erwarten, dass ein anderer Kontakte für ihn knüpft, seine Vorzüge anpreist und ihn auf seinem Karriereweg trägt. Je weiter der eigene berufliche Weg vorangeschritten ist, desto länger und (dis)harmonischer ist dieser Song dann auch: Mal schleichen sich falsche Töne ein, mal klingt eine ganze Taktserie ganz wunderbar klar und voll. All das gehört dazu und nicht alles kann man wirklich beeinflussen. Doch einige Grundpfeiler kann man selbst legen: die Tonart, den Takt, den Notenschlüssel. Oder eben: die Selbstpräsentation.
Tatsächlich legen wir aber zu oft den Fokus darauf, uns in hauptsächlich internationalen sozialen Netzwerken oder auf Seiten wie Facebook, Twitter, Pinterest, Instagram, about.me, Klout, Google+, Ello, Tumblr, StumbleUpon, Reddit, Etsy, Blogger, MySpace, YouTube, deviantART, Badoo, Vimeo, Sina/Tencent Weibo, Viadeo, Quora, Yammer, VK, Flickr, Vine, Meetup, Tagged, Ask.fm, Yelp, Soundcloud, Flixster, Habbo, Hi5, Airbnb, WordPress.com, Blogger (aktuelle Listen gibt es hier, hier, hier, hier) als Privatpersonen selbst darzustellen. Oder um die eigene Wohnung zu vermarkten, Selbstgemachtes zu verkaufen.
Dabei ist diese Zurschaustellung teilweise realer, teilweise fiktiver Elemente des eigenen Lebens nur bedingt geeignet, um auch die eigene Karriere voranzutreiben. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel: Wer als Fashion-Blogger oder Amateur-Fotograf Fuß fassen will, der braucht die sozialen Netzwerke als Anlaufstelle: Die allgemein bekannten Netzwerke, in denen sich die potenziellen Kunden tummeln und die spezialisierten Seiten (z.B. Behance, society6), auf denen sich die Peer Group tummelt. Für alle anderen, deren Karrierewege nicht auf das schillernde Auf und Ab des sozialen Rummels setzen, gilt: Ein gut gepflegtes Profil auf einem professionellen Netzwerk ist wichtig. Das gilt sowohl für den Studenten am Beginn seiner Karriere, als auch für Arbeitnehmer mit weniger als zehn Jahren Berufserfahrung, als auch für den Veteran, der sich beruflich neu orientieren möchte. Profile auf LinkedIn und Xing helfen dabei, Jobs zu finden und für Jobs gefunden zu werden. Im akademischen Umfeld sind Academia und ResearchGate die ersten Anlaufstellen.
Längst ist es auch nicht mehr der Fall, dass sich private und berufliche Nutzung ausschließen. Poste Tweets, die mit deinem Job zu tun haben (wobei ich persönlich gegen Netzwerkmarketing bin). Füge deine Facebook-Freunde oder Twitter-Follower auf Xing oder LinkedIn (am besten gleichzeitig, wenn sie auf beiden Netzwerken vertreten sind) zu deinen Kontakten hinzu und erweitere so dein professionelles Netzwerk. Der Switch von Kontakt zu Kollege zu Kumpel ist im realen Leben und online fließend und du erfährst so oftmals Neues über deine Bekannten: Das Lesen der beruflichen Lebensläufe deiner Facebook-Freunde birgt so manche Überraschung, die wiederum für Gesprächsstoff im Privaten sorgen kann und die Verbindung auch über die Grenzen von Likes und Shares hinaus festigt. Warum also nicht?
Vielleicht sind wir hierzulande in diesem Bereich einfach noch zu verkrampft wenn es darum geht, Kontakte aus dem privaten Umfeld auch beruflich zu nutzen. Wir fürchten, dass aus nutzen schnell ausnutzen wird, vergessen aber dabei, dass ein größeres Netzwerk für beide Seiten nur von Vorteil sein kann. Wichtig ist allerdings, dass wir die Grenzen richtig ziehen und stets für uns bewusst entscheiden, was wir wo mit wem wie teilen. Business-Netzwerke sind keine Online-Tagebücher. Relevante Karriere-Stationen und Schlagwörter, Auszeichnungen, Zertifikate, konkrete Angaben und ein aussagekräftiges Foto sind wichtig. Aber die eigene News-Seite auf Xing oder LinkedIn mit Feeds aus privaten Netzwerken zu füttern, ist kontraproduktiv. Poste dort nur für deine Karriere relevante Dinge und behalte im Hinterkopf, wer deine potenziellen Leser sind: Kollegen, Chefs, Personaler.
Vielleicht fällt es uns hierzulande auch schwer, über den Job zu sprechen, weil wir auch nicht über das Gehalt sprechen. Als Student oder Berufseinsteiger ist man noch nicht dort angekommen, wo man gerne wäre. Mit ein paar Jahren Berufserfahrung weiß man nicht, wohin die Reise in den nächsten Jahren gehen soll. Als Veteran verschieben sich die Prioritäten und dies lässt sich nicht immer gleich in Worte fassen. Der rote Faden zieht Fädchen, man verfranst sich, sieht den nächsten Schritt nicht. Aber um ihn (wieder) zu sehen, heißt nun einmal die Devise: „put yourself out there“, präsentiere dich, zeige dich, mach dich sichtbar. Denn nur wer sich nicht versteckt, kann gefunden werden – oder wissen, wonach er eigentlich sucht.