Die ersten beiden Tage des Long Course Weekend LCW Mallorca sind geschafft; 3,8 Kilometer im widerlichen Salzwasser und 180 Kilometer als 4 Runden auf großartigen mallorquinischen Straßen bei strahlendem Sonnenschein liegen hinter mir. Morgen kommt der Marathon, aber heute natürlich schon das Recap der Woche. Und ja, es ist wieder viel Text geworden.
Dafür fasse ich mich hier kurz: Ich trainiere seit 78 Wochen für eine Triathlon-Langdistanz, nämlich den Ironman Frankfurt 2020 – und die Sache mit dem Kurztrip auf die Baleareninsel für das LCW Mallorca dient als Saisonabschluss 2019 und lange Trainingseinheit für den Ironman (Grüße an den großartigen Coach an dieser Stelle). Den Rest der Geschichte gibt es hier: Woche 77, Woche 76, Woche 75, Woche 74, Woche 73, Woche 72, Woche 71, Woche 70, Woche 69, Woche 68, Woche 67, Woche 66, Woche 65, Woche 64, Woche 63, Woche 62, Woche 61, Woche 60, Woche 59, Woche 58, Woche 57, Woche 56, Woche 55, Woche 54, Woche 53, Woche 52 bis Woche 1 und Tag 1, und hier geht es per Zufallsklick zu einem beliebigen Beitrag.
Natürlich freue ich mich über Unterstützung bei der Umsetzung meines definitiv langfristig angelegten Langdistanz-Triathlon-Vorhabens – das heißt, dass es nach dem IM Frankfurt 2020 auf jeden Fall noch weitergehen soll. Ein Klick auf das obige Bild führt zu meiner PayPal.me-Seite mit der Möglichkeit, mich einmalig flugs zu sponsern. Wer Lust hat, kann meinen Lagerbestand auf eBay reduzieren, mir mit Material von meiner Amazon-Wunschliste aushelfen, die Werbeanzeigen auf meiner Website anklicken, mich als Freiberuflerin anheuern (Redaktion, Lektorat, Übersetzung und so manches mehr), meine Fragen auf Quora anklicken und beantworten, meine Projekt Iron(wo)man Facebook-Seite liken – und gerne auch die von Triathlon Rennberichte. Auf Wunsch namentliche Erwähnung (oder nicht). Besten Dank!

Stress, Spannung und Spaß
Was soll ich sagen. Die Tage vor der Abreise auf die Insel zum LCW Mallorca waren natürlich – wie das immer vor dem Urlaub ist – vollgepackt ohne Ende und überwiegend übermäßig überstressig. Sogar so sehr, dass ich es nicht einmal zu meiner wöchentlichen Cryosizer-Session in die Kältekammer geschafft habe. Die drei Minuten -156°C kann ich allerdings nächste Woche nachholen und meine müden Beine freuen sich schon sehr darauf. Noch nicht ganz so müde waren die Beine am Montag. Da ging es trotz des immer noch ganz ansehnlichen Wetters früh morgens ins Gym für 30 Minuten Intervalle auf dem Laufband. Die lassen sich erstens auf dem Ding besser koordinieren als in der freien Wildbahn oder auf der wilden Läuferbahn (für mich zumindest, nachdem ich ohne Pacemaker nicht nach Pace laufen kann) und zweitens habe ich natürlich ein bisschen Sorge gehabt, dass ich wieder über meine eigenen Füße stolpern und mir somit das LCW Mallorca versauen könnte. Okay, ich habe mir auf dem Laufband 2018 eine Rippe gebrochen, aber das war etwas ganz Anderes… Danach noch eine lange Schwimmeinheit, über die sich meine Schultern & Arme natürlich riesig gefreut haben. Merke: Ellbogen angestellt lassen und Wasser fassen funktioniert, Druckphase funktioniert – beides allerdings nur richtig gut separat, zusammen kriegt mein Gehirn das in Kombination mit Strecken, Schulterinnenrotation, Körperrotation und Unterarminnenrotation noch nicht so ganz hin. Dementsprechend ist mein Kopf danach auch Matsch gewesen.
Am Dienstag ging es fröhlich weiter auf Zwift mit vier längeren Intervallen. Allerdings haben meine Beine nach dem ersten Intervall den Geist aufgegeben – entweder ist das dem Stress geschuldet oder ich habe mich mit dem vielen lockeren Zwiften (und den beiden Rennen…) letzte Woche abgeschossen, weil ich doch nach dem Marathon hätte mehr regenerieren müssen. An die Intervalle habe ich noch 45 Minuten Gruppenride auf Zwift drangehängt und da hat Zwift mich auch zum ersten Mal im Stich gelassen, indem es die Ausfahrt nicht aufgezeichnet hat – beziehungsweise ging der Zähler nach der Hälfte der Fahrt wieder zurück auf null Kilometer. Auf Zwiftpower habe ich dann gesehen, dass es nicht nur mir so ging, deshalb verbuchen wir das mal als Software-Bug. Ich hoffe zumindest, dass es an der Software lag und nicht am Suito. Denn der hat seit Neuestem auch ein eigenes Podest:

Am Mittwoch gab es nämlich zuerst eine Tempolaufeinheit (meine Beine waren wieder überhaupt nicht in der Stimmung dazu) und eine Schwimmeinheit – und danach einen Trip zum Baumarkt meines Vertrauens (naja, um die Ecke). Nachdem der unter mir wohnende Nachbar leider aufgrund des Holzbodens und der hellhörigen Bauweise des Hauses doch die Zwift-Vibrationen abbekommt, musste neben der Schweißmatte dringend noch eine weitere, vibrationsdämpfende Isolierschicht her. Im Baumarkt fragte ich dann nach den dicksten, schall- und vibrationsabfedernden Waschmaschinenmatten und wurde an schwarze Gummimatten mit bunten Sprenkeln verwiesen. Ästhetisch natürlich eine Vollkatastrophe, aber der freundliche Fachmann versicherte mir, dass diese Matten auch die am wildesten herumhüpfende Waschmaschine gedämpft kriegen. Er sagte auch, dass eine Matte ausreichen würde, woraufhin ich natürlich vier kaufte – na gut, davon sind zwei für hinten und zwei für vorne, damit das Rad auch wieder plan steht. Falls zwei Matten hinten immer noch nicht ausreichen, verlege ich alle vier nach hinten und muss mir für vorne dann etwas überlegen. Dann bräuchte ich aber auch langsam ein Treppchen, damit ich überhaupt noch aufs Rad raufkomme. Oder ich schmeiße nochmal Google an, schließlich gibt es bestimmt noch drölfzig andere tolle Lösungen für vibrierende Smarttrainer.
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Ab durch die Mitte zum LCW Mallorca
Nachdem auch der Mittwoch termintechnisch noch sehr vollgepackt war, blieb dementsprechend wenig Zeit, um meine Siebensachen für das LCW Mallorca zusammenzupacken. Glücklicherweise besitze ich eine Packliste für alle Fälle (die ich ungelogen schon seit Monaten auch hier auf die Seite packen will), so dass bis 19:30 Uhr dann auch alles verstaut war. „Alles“ traf dann auch auf die Sportsachen zu, allerdings nicht auf normale Kleidung. Obwohl die Wettervorhersage für Mallorca in Richtung Sonne und 21°C bis 23°C ging, hatte man ja immer noch diesen Medicane im Hinterkopf, also Sturm, Gewitter, Temperaturen im niedrigen zweistelligen Bereich. Ein bisschen Sturm & Regen der heftigeren Sorte fand Anfang der Woche auch statt, aber die deutschen Medien haben das Ausmaß maßlos übertrieben (bitte an dieser Stelle ein genervtes Augenrollen vorstellen). Ansonsten sah es nämlich eher so aus:

Dementsprechend war die übereilte Auswahl der Kleidung auch eher auf Herbst ausgelegt und ich laufe fast nur in Sportsachen herum, die sind wenigstens atmungsaktiv. So viel nur dazu kurz am Rande. Und jetzt geht’s ab auf die Insel.
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Tapering vor dem LCW Mallorca
Ehrlich gesagt bin ich gerade kurz vor dem Verzweifeln. Gerade noch so am Nervenzusammenbruch vorbeigeschrammt. Und warum? Weil ich ungelogen 93 Fotos von Donnerstag bis Sonntag hier vor mir (virtuell) liegen habe (nein, nicht 93 Selfies) und definitiv nicht weiß, welche davon es nicht verdient haben, hier in 640×480 Pixeln Größe im Blog die Bühne für ihren großen visuellen Auftritt zu bekommen. Fuck, ist das hier schön. Fuck, fuck, fuck. Aber glücklicherweise habe ich ja zwei Einträge Zeit, auf die ich die Mallorca-Bilder verteilen kann, denn der Marathon beim LCW Mallorca findet ja erst am morgigen Montag statt und wird somit schriftlich erst nächsten Sonntag verarbeitet. Und vielleicht hebe ich ein paar Strandfotos auch auf für den Winter, wenn es die ganze Woche über wieder mal keine neuen Bilder gibt, weil ich mich sportlich gesehen nur zwischen Zwift und Gym hin- und herbewegt habe. Hier ist übrigens eins der Fotos:

Der Flug am Donnerstag ging um 6 Uhr morgens und natürlich war an frühes Einschlafen trotz getaner Packarbeit nicht zu denken: Meine Schlafstörungen treten immer noch punktuell auf und meistens dann, wenn ich entweder bis kurz vor dem Schlafengehen gearbeitet habe oder mich irgendetwas emotional massiv beschäftigt; und in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag kam natürlich beides zusammen, also ging es um 3 Uhr morgens nach 5 Stunden Schlaf aus dem Bett. Ich hatte vorsorglich schon die Trainingseinheiten von Mittwoch und Donnerstag getauscht, um bei dem frühen Tag in den Start trainingstechnisch nur ein bisschen vor mich hin tapern zu müssen. Carbloading begann dann auch schon am Flughafen mit übrig gebliebener Oktoberfest-Schokolade zum Frühstückskaffee:

Aber allein schon die Reise nach Alcúdia hat für alles entschädigt, was in Köln falsch gelaufen ist: Entspanntes Einchecken (keine Menschenmassen am Schalter), fix durch die Security, Flug hob pünktlich ab (trotz Busfahrt zum Flugzeug), nur wenige gackernde Touristen im Ballermannmodus, Sätze mit mehr Beinfreiheit ohne Extrakosten, Carbon & Laktat-Podcast während des Fluges, Gepäck ultraschnell bekommen (obwohl wir zuerst am falschen Gepäckband standen, Schlafmangel lässt grüßen), dann sogar noch den frühen und komplett leeren Expressbus von Palma nach Port d’Alcúdia erwischt, fünf Minuten Fußweg zum Hotel, riesiges Apartment-Hotelzimmer im wirklich niedlichen Alcúdia Garden Aparthotel (mit Öko-Auszeichnungen) schon anderthalb Stunden vor dem offiziellen Check-In bezogen, schnell den Inhalt meines treuen Deuter Denali 60+10 auf die Couch entleert und dann zur ersten Trainingseinheit des Tages am Strand die Laufschuhe geschnürt.

Sensationelle 45 Minuten locker laufen standen auf dem Plan, aber Schlafmangel plus Temperaturwechsel (21°C! Sonne! Meer!) sind perfekte Motivations- und Performance-Killer, so dass ich mich erst einmal selbst dazu überreden musste, laufen zu gehen und die 45 Minuten durchzuhalten. Ort des Geschehens war – natürlich – die proppenvolle Strandpromenade und meine allerbeste Reisebegleitung (Mama) nutzte die Gelegenheit, um in die ungefähre Richtung zu spazieren, in die ich laufen wollte. Der Lauf war dann auch gar nicht so schlimm, nur hauptsächlich Slalom an den mich etwas seltsam anschauenden Touristierenden vorbei. Wobei zwischendurch dann immer mal wieder jemand mit einem Finishershirt oder Finisherrucksack vorbeging und natürlich auch ein paar andere laufenderweise unterwegs waren. Sehr gemischtes Publikum und spannend anzusehen. Und dann waren die 45 Minuten glücklicherweise auch schon vorbei.

Nächste Mission: Schwimmen. Also zurück ins Hotel, bestmöglich abtrocknen und dann in den ROKA Neo hineinschälen. Im Neo dann wieder ans Meer (fünf Minuten Fußweg!) und ab ins Salzwasser. Das war nicht ganz meine allererste Berührung mit Salzwasser, aber die erste im Neo und die erste mit ernsthaften Schwimmabsichten (auf Lanzarote hatte ich das ja komplett negiert im Januar). Die ersten 500 Meter waren dann auch soweit ganz in Ordnung, nur schmeckt das Salzwasser tatsächlich unglaublich widerlich und mein ohnehin schon matschiges Gehirn hatte nicht die Willenskraft, den Salz-und-Fisch-Geschmack auszublenden. Nach 500 Metern wollte ich mich dann auf den Rücken drehen und das geplante Kickset performen, aber mir wurde dann so schwindlig, dass ich die Session spontan abgebrochen habe.

Ich würde ja sagen, dass mir sonst nie schwindlig wird, aber wenn ich die letzten Jahre mal so Revue passieren lasse, stimmt das tatsächlich nicht mehr. Früher als Kind war das alles kein Problem, aber heute bringt ein Purzelbaum meinen Gleichgewichtssinn schon ziemlich aus dem Gefüge (deshalb habe ich auch erst einmal die Rollwende geübt, wobei das mit dem Schwindel nach drei Rollwenden tatsächlich besser wurde und ich nicht ins Becken kotzen musste) und Achterbahn würde ich aktuell auch eher nicht fahren, weil Schaukeln auch schon grenzwertig ist. Ist das das Alter oder einfach normal, wenn man nie solche Sachen macht? Fliegen ist lustigerweise gar kein Problem. Naja. Jedenfalls war mein kleiner Ausflug ins Meer damit erledigt und es ging (im Neo) zurück ins Hotel. Ich bin dann todesmutig nochmal in den unbeheizten Außenpool im Hotel gehüpft (im Neo natürlich), aber das hat dann auch keinen Sinn mehr gemacht. Also Haken dran und früh schlafen gehen.


Ach halt, da war ja noch was: Ich durfte noch knapp 4 Kilometer gen Süden zu Hürzeler pilgern, um mein Cube-Leihrad abzuholen. Dasselbe Modell wie auf Lanzarote, wieder mit komplett (nicht-elektronischer) Ultegra, 175mm Kurbel und 50-34 Kompaktkurbel. Auf dem Nachhauseweg bin ich dann noch kurz in Richtung Alcúdia abgebogen, dann aber dann brav ins Hotel gekurbelt.
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LCW Mallorca: Expo, Startnummernabholung und noch mehr Tapering
Der Freitag begann dann nach einer langen Nacht sehr früh um 5:30 Uhr mit dem Vantage V-Weckervibrieren und um 6:10 Uhr mit einer Session auf dem hoteleigenen Spinningbike. Leider komplett ohne Zwift und ehrlich gesagt habe ich die virtuelle Welt beim Kurbeln schon sehr vermisst. So richtig gut waren die Beine bei den FTP-Intervallen nicht und die Wattzahlen waren auch Pi mal Daumen geraten, weil das Maschinchen komplett analog war. Das Minigym im Hotel war auch unbelüftet und entsprechend groß war das Schweißaufkommen.

Dafür war entsprechend großartig der 45-minütige lockere Koppellauf danach im Dunkeln und hinein in den Sonnenaufgang. Überwiegend Asphalt entlang der großen Straße, die parallel zum Strand gen Süden verläuft und dann noch zweimal um zwei Blöcke mit einem kleinen Ausflug an die (leere) Strandpromenade. Nachdem easy auf dem Plan stand, bin ich auch wirklich easy gejoggt und habe danach am Frühstücksbuffet natürlich alle Carbs gegessen, um die Speicher aufzufüllen.

Danach ging es dann zur LCW Mallorca Expo an den Strand, wo sich die Anzahl der Finishshirt-Rucksack-Kappen-Träger vervielfacht hatte. So langsam machte sich dann auch ein bisschen Nervosität breit, als ich den Startnummernkit in der Hand hielt (von dem ich allerdings kein Foto gemacht habe, damn): goldene Badekappe (geil), goldene Nummernplatte für die Sattelstütze am Rad (geil), goldenes Armbändchen für den Zugang zum exklusiven LCW Mallorca Athletenbuffet (geil), golden hinterlegte Startnummer für den Marathon (geil), LCW-Poloshirt für die Medaillenübergabe der 4. Medaille an alle LCW Mallorca Finisher (geil), Kabelbinder und Sicherheitsnadeln (auch geil, natürlich auch geil) und… ne, das war’s schon. Ach ja, Timingchip fürs Schwimmen (ja, auch geil). Danach hatte der Tag immer noch wahnsinnig viele Stunden, so dass wir Port d’Alcúdia erkundeten und ich mir (natürlich) ein Funktionsshirt kaufen musste. Außerdem machten wir in den drölfzig dicht an dicht aneinandergereihten Supermärkten noch ein paar Entdeckungen und ich fand neben Gemüse-Sugo (perfekte Vitaminbombe für den Tag vor dem Rennen, die nicht zu lange im Magen liegt) eine unglaublich raffinierte Spezialität, die es fortan jeden Abend geben sollte: Mit Essiggurken gefüllte Oliven. Ja, ernsthaft!

Mittlerweile ist ja gemeinhin bekannt, wie gut Gurkenwasser zur Vorbeugung und Behebung von Krämpfen wirkt und das Gurken-Oliven-Wasser hatte keine störenden Gewürze (Dillstangen, Senfkörner, you name it), so dass ich das Zeug richtig schön zu meinem alkoholfreien Radler abends trinken konnte. Noch dazu gab es auch von Sponser dreimal das Vitrinox-Zeug, aka Rote Bete als Shot mit Extra-Elektrolyten. Schauderhaft. Und natürlich machten wir dann noch ein paar alberne Fotos, wie man das eben als Tourist so macht:

Die Expo für das LCW Mallorca war übrigens niedlich beschaulich, aber ein Visor habe ich mir dort gekauft, weil ich mein Triathlon-Karlsfeld-Visor in München vergessen hatte und doof aussehen mit Visor beim Laufen dann doch besser ist als überhitzen beim Laufen.
Tja, und dann gab es zum Abendessen noch Kekse und der Wecker wurde für den Swim Day beim LCW Mallorca gestellt.
LCW Mallorca 1/3: Swim Day (3,8 Kilometer)
Das Ganze war zwar erst gestern, aber es kommt mir schon wieder so vor als sei es eine Ewigkeit her. Am Samstag war nämlich endlich der erste Race Day beim LCW Mallorca mit dem Schwimmen im Meer, vor dem ich großen Respekt hatte. Weniger wegen der Distanz (kann ich) oder meinen aufgrund der neuen Technik mehr beanspruchten Armen – und auch nicht wegen Quallen, Fischen, Wellen, Strömung – sondern hauptsächlich aufgrund des widerlichen Meerwassers. Es schmeckt wirklich abgestanden & fischig und die Sache mit dem Durstgefühl aufgrund des Salzes machte mir schon Sorgen. Aber vor Ort war erst einmal alles super:


Die Atmosphäre mit Musik war entspannt und fröhlich, alle Teammitglieder waren wirklich gut drauf, die Beutelabgabe lief reibungslos und es gab im Sand ausreichend Tische und Liegestühle, um sich auszubreiten, anzuziehen und aufzuwärmen. Ich hatte den Neo halb schon im Hotel angezogen, weil Neo-anziehen doch immer sehr… naja, lustig aussieht und ich nicht unhappy war, das für mich im stillen Kämmerlein machen zu können. Vor Ort habe ich dann Fotografierlegende Ingo Kutsche getroffen, der natürlich mit Kameras bewaffnet durch die Reihen zog und alles von den lockeren Momenten vor dem Event über die Anspannung am Start bis hin zur adrenalingeladenen Action während des Schwimmens festhielt. Ingo ist übrigens ein wahnsinnig netter Kerl!

So langsam ging es dann auch hin zum Schwimmstart. Das Race Briefing in drölfzig Sprachen habe ich beim Alibi-Einschwimmen zwar verpasst, aber im vorher als PDF verschickten Race Kit waren bereits alle Infos enthalten und zwei Runden im Kreis schwimmen mit Australian Exit ist ja auch keine Raketenwissenschaft. Beim Einschwimmen war mir allerdings wieder schwindlig, also beschloss ich, das Ganze erst einmal locker anzugehen.

Dementsprechend positionierte ich mich links mittig hinten in Ideallinie und lief dann auch nicht mit Karacho ins Wasser, sondern joggte eher der Masse hinterher, als der Startschuss fiel. Lustigerweise war das Wasser am Strand direkt richtig kalt, aber weiter draußen dann definitiv wärmer, wahrscheinlich sogar um die 20°C. Aber zuerst galt es, das übliche Hauen & Stechen in der Waschmaschine stoisch zu überstehen und in den eigenen Rhythmus hineinzufinden, ohne zu viele Schläge einzustecken oder auszuteilen. Die Prügelei dauerte dann tatsächlich auch länger als gedacht, nämlich mindestens bis zur zweiten Boje von zehn und dann zwischendurch immer mal wieder, weil jemand quer geschwommen ist oder unbedingt direkt neben mir schwimmen musste, obwohl a) da genug Platz gewesen wäre und b) ich nicht unbedingt den allerdirektesten Weg genommen habe, haha!

Denn tatsächlich war am Ende nicht das Salzwasser das Problem, sondern vielmehr die Strömung, die einen auch ohne ersichtlichen Wellengang ganz schön weggezogen hat. Wenn ich mir meine Strava-Aufzeichnung ansehe, kam sie von Südosten, während wir in Richtung Osten geschwommen sind, also schräg von rechts vorne auf dem Weg nach draußen und schräg von links hinten auf dem Weg zurück zum Strand. Dementsprechend war es bei fast jedem Kontrollblick nach oben so, dass ich irgendwie vom Kurs abgekommen war und korrigieren musste – einmal war sogar ein Boot mit Helfern / Wasserwacht fast direkt vor mir und da war mir dann klar, dass irgendetwas orientierungstechnisch in die Hose gegangen war. Insgesamt verging die erste Runde dann aufgrund der ganzen Prügelei und der Navigationsarbeit recht schnell und von Schwindel / Durst war auch nicht so viel zu spüren. Der Laufweg zur zweiten Runde war dann auch okay, obwohl der Schwindel hier wieder etwas zuschlug und mich dann in der zweiten Runde begleitete. Ich bin fast komplett Dreieratmung geschwommen und eindeutig viel zu locker, aber mehr ging dann einfach körperlich nicht und dann muss man einfach damit arbeiten, was man hat.
Zwischendurch packte mich dann vor allem auf der recht einsamen zweiten Runde die Wut, wenn ich gerade an jemandem vorbeigezogen war und dann aufgrund der Strömung wieder so weit abgedriftet bin, dass die andere Person wieder vorne war. Ich habe mir natürlich die Strava-Aufzeichnungen meiner Mitschwimmenden angeschaut (insofern ersichtlich) und fast jeder ist mehr geschwommen als 3,8, aber nur wenige – wie ich – geschlagene 4230 Meter!!! (oder sogar noch mehr) Das sind ungefähr 8 Minuten, die ich da verschenkt habe. Wobei die Schwimmleistung auch ansonsten nicht gerade großartig war, aber so ist das eben manchmal.

Im Ziel gab es dann sogar ein richtiges Finisherbuffet für die LCW Mallorca Athleten mit Kuchen, Donuts, süßen Miniteigteilchen, Gummibärchen und alkoholfreiem Bier, Cola, Wasser. An dem Tag fanden übrigens mehrere Schwimmbewerbe statt: 3,8 Kilometer für die LCW Mallorca Athleten, 3,8 für Nur-Schwimmer, 1,9 für LCW Mallorca Half Athleten, 1,9 für Nur-Schwimmer, 1,5 für Nur-Schwimmer, 750 für Nur-Schwimmer… ich glaube, das war es. Und am Nachmittag Kinderläufe am Strand. Dafür kann man sich als Erwachsener zwar nicht anmelden, dafür aber bei allen drei Disziplinen – Swim, Bike, Run – für genau die Distanz, die man machen möchte, oder eben für das Gesamtqualpaket, so wie ich. Danach folgte noch ein kurzer Austausch mit einem netten neuen Bekannten aus Norddeutschland, den wir beim Hotelfrühstück (gab es schon ab 7 Uhr in abgespeckter Variante, super Service) kennengelernt hatten und der von seinen Mitteldistanz-Abenteuern erzählt hatte. Wir hatten sogar ungefähr die selbe Zeit im Ziel – allerdings wurde meine zuerst nicht angezeigt, weil mir beim Aufstehen nach der zweiten Schwimmrunde der Timingchip vom Fußgelenk gerutscht ist (ich wusste, dass das irgendwann mal passieren würde) und ich ihn dann aus dem Wasser gefischt und in der Hand über die Ziellinie getragen habe und da war der Chip zu weit von der Zeitmessmatte entfernt. Nach einer E-Mail an den Veranstalter mit Link zu meiner Strava-Aufzeichnung war meine Schwimmzeit aber am selben Tag noch nachgetragen – superschnell und supergut.


Zur Entspannung (haha) ging es nach dem Schwimmen dann zu einem 12 Kilometer langen Spaziergang zum Naturpark südlich von Alcúdia, ein Stück durch den (netten, aber unspektakulären) Naturpark und am Strand mit Kaffeepause und Umweg über den Supermarkt wieder zurück. Luxustapering mit Sonne, sozusagen. Und dann war auch schon wieder Carbloading- und Schlafenszeit für Teil 2 des LCW Mallorca.
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LCW Mallorca 2/3: Bike Day (180 Kilometer)
Auf den Tag hatte ich mich tatsächlich im Vorfeld am meisten gefreut. Erstens war es doch mal wieder schön, nicht nur indoor zu zwiften sondern ein Rennrad draußen richtig zu bewegen. Zweitens ist der Radpart ohnehin mein Lieblingsteil im Triathlon. Drittens hatte ich noch nie zuvor an einem richtigen Radrennen mit Windschattenfreigabe teilgenommen und allein das war schon spannend genug. Viertens war das Wetter geil. Fünftens ließ der geniale erste Tag des LCW Mallorca schon vermuten, dass auch Tag zwei genial werden würde. Sechstens musste das ganze Carbloading ja zu irgendetwas gut sein und siebtens mag ich das Hürzeler Cube Agree wirklich gerne (merke: Sattel 1cm tiefer stellen, weil man auf dem im Vergleich zu meinem RR etwas weiter hingen sitzt).
Aber zuerst klingelte der Wecker um 5:30 Uhr. Eigentlich kein Problem, weil die Zeitumstellung uns ja eine Stunde Schlaf zusätzlich geschenkt hat. Dummerweise hat die Vantage V nicht automatisch die Zeit umgestellt (man muss sie dazu erst einmal mit der App synchronisieren), so dass ich quasi um 4:30 Uhr von der Uhr geweckt wurde. Die Stunde bis 5:30 Uhr war dann natürlich noch nett, aber auch nicht mehr. Frühstück war dann gegen 6 Uhr (früher ging einfach nicht) gesundes Müsli mit Proteinmilch und kleinen Brownie-Stücken. Lecker. Nach etwas Hin und Her und einer Tasse Kaffee am Frühstücksbuffet ging es dann um 8 Uhr auch schon zum Bikestart, um die Reifen aufzupumpen, dabei wieder jemanden zu treffen, den ich beim Triple Tri in München schon getroffen hatte (die Welt ist ein Dorf), schnell nochmal zum Strand zu staksen und den Beutel abzugeben, um sich danach dann am Start einzureihen.

Das dann allerdings erst einmal ziemlich weit hinten, denn ich hatte absolut keine Ahnung, wie schnell die vorne loszischen würden, wie chaotisch der Start wirklich werden würde und was da überhaupt so passieren könnte.


Die Zeit bis zum Startschuss verging dann ziemlich schnell – ungefähr so schnell wie es dauert, mich auf diesem Wimmelbild zu finden:

Tja, und dann ging es los. Mein allererstes Sportive, aka Radrennen mit Rennrädern und Windschattenfahren. Es stellte sich recht schnell heraus, dass meine konservative Positionierung im hinteren Feld ziemlich doof war, weil ich die ersten 10 Kilometer damit beschäftigt war, Aufholjagd zu spielen und eine Gruppe zu suchen, die weder zu langsam noch zu schnell für mich war. Die Radstrecke war im Vorfeld ja von 2 langen auf 4 kürzere Runden umgeändert worden (46,5 + 43,5 + 43,5 + 46,5) und ging ungefähr so: 10 Kilometer flach mit einer Aid Station, 12 Kilometer überwiegend wellig bergauf, 4,5 Kilometer holprige Nebengässchen mit Schlaglöchern und Kies, eine fiese und sehr steile Rampe mit einer Aid Station am Ende, und dann den Rest wellig überwiegend flach zurück nach Port d’Alcúdia. Das Wetter war brillant mit strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel, nur auf der 3. und der 4. Runde hatten wir auf dem Teil nach der Rampe bis in die Stadt beschissenen Gegenwind, über den man herrlich fluchen konnte.
Ansonsten war der Tag im Sattel (mein alter SQlab Ergowave vom RR, den ich das ganze Jahr über fast gar nicht gefahren bin und mein Hintern war nicht happy auf der letzten Runde) wirklich einfach nur genial. Die Gruppe, die ich bei ca. Kilometer 12 gefunden habe, hielt bis zur Rampe auf der 3. Runde super zusammen, an der sie sich dann zersprengt hat, weil einige (mich eingeschlossen) angehalten haben, um Wasser / Iso nachzufüllen und einige weitergefahren sind, außerdem einige schneller an der Aid Station fertig waren als andere und ab dem Zeitpunkt war ich dann wieder alleine unterwegs. In der Gruppe selbst habe ich anscheinend wirklich gute Arbeit vorne im Wind geleistet, steht zumindest in einem Kommentar auf Strava. Darauf bin ich auch wirklich stolz, weil Windschattenlutschen ohne selbst zu arbeiten natürlich gar nicht geht. Da waren aber auf jeden Fall noch ein paar andere, die super mitgemacht haben. Zum Beispiel der Goretex-Dude und der Orbea-Dude. Letzterer hat ungefähr meine Größe und mein Gewicht und wir hatten nach beiderseitigem Loben für die gute Arbeit vorne im Wind dann noch ein kurzes Gespräch über Berge und Abfahrten bei unserer Statur. Goretex-Dude war eher der Typus kleine Bergziege und wir ergänzten uns ganz gut da vorne. Mein neuer Instagram-und-Strava-Freund L. mit den genialen neongelben Socken hat auch seinen Part beigetragen – ebenso wie eine Runde lang ab und zu ein Italiener, der allerdings vorne immer Schlangenlinien gefahren ist und dementsprechend schnell wieder abgelöst wurde.
Wir gabelten zwischendurch auch immer mehr Radlerinnen und Radler auf, so dass wir zwischendurch zu einem Pulk von 16 oder so mit einer sehr guten Dynamik angewachsen waren. Wirklich schade, dass das auf der dritten Runde dann kaputtging, aber bei der Hitze war Wasser nachfüllen dringend angeraten. Die zweite Hälfte der dritten Runde im Alleingang war dann bis auf den Gegenwind auch wirklich super, weil eben fast nur bergab – und zeitlich sah es auch ganz gut aus: 1:26 St. für die erste Runde, 1:20 für die zweite, 1:24 für die dritte mit dem Trinkstopp – und mit einem extrabreiten Lächeln für zwei Fotos von Ingo in voller Fahrt, so viel Zeit muss sein. Ebenso wie Zeit dafür sein musste, die tapferen Streckenposten (130 Motorräder und Streckenposten insgesamt!) breit anzugrinsen, die aus unerfindlichen Gründen in Jeans und langen Oberteilen in der prallen Sonne standen, während ich mir am liebsten alle Kleider vom Leib gerissen hätte. Die vierte Runde wurde dann natürlich ein bisschen zäh, aber ich hatte durch das Gruppenfahren noch so viel Power in den Beinen, dass ich ziemlich konstant durchziehen konnte und sehr viele Leute auf dem Weg eingesammelt bzw. überholt habe, die so vor sich hin pedaliert sind. Nur Orbea-Dude war nicht mehr zu bekommen, der hatte nach der Aid Station eine Rakete gezündet. Auf Runde vier traf ich dann auch Mr. Alpe d’Huez (er hatte ein Trikot mit Alpe d’Huez an, eigentlich hieß er so wie ich nur ohne e, also S. in diesem Fall), der einen kleinen Einbruch hatte und auf jemanden gewartet hatte, mit dem er mitfahren konnte. Da er erstens auch ein Cube fuhr (allerdings gekauft und auch neue Saison) und zweitens in der Gruppe auch schon mitgearbeitet hatte und ich drittens auch die Gesellschaft nett fand, nahm ich ihn natürlich mit und blieb dann auch vorne, während wir dampflokmäßig weiter Leute einsammelten. Ich war komplett hin und weg davon, wie gut meine Beine waren und wie viel Power ich am Ende noch hatte – und vor allem auch Lust darauf, mit Power zu treten. Denn nach Runde 3 hatte ich grob ausgerechnet, dass es bei konstanter Leistung für 5:45 Stunden reichen könnte – und ich bin ja noch nie 180 in weniger als 6 Stunden gefahren, nicht einmal mit dem TT. Also jagte ich dem Ziel hinterher und nur der schmerzende Po hat die Freude etwas getrübt, aber immer mal wieder kurz aus dem Sattel für zwei Sekunden hat da geholfen. Ist natürlich nicht professionell, aber anders ging es eben nicht. Auf der Zielgeraden pushte S. mich dann noch zu einem Sprint, damit wir noch ein vor uns fahrendes Pärchen überholen konnten – und der Sprint lief dann sogar so gut, dass ich noch drei Sekunden vor der noch weiter vorne fahrenden Frau ins Ziel gekommen bin – nach 5:44:03 Stunden mit einem Schnitt von 31,4 auf 180 Kilometer und 951 Höhenmeter.


Ich war tatsächlich erst einmal total geplättet davon, wie gut das funktioniert hat und dass es für eine so gute Zeit gereicht hat. Bei den Frauen (und natürlich waren auch heute viele dabei, die 180 gefahren sind aber nicht die volle LCW Mallorca Distanz im Laufen und / oder Schwimmen machen / gemacht haben) bin ich laut Ergebnisliste von vorhin auf Platz 16 von 45 gelandet, damit bin ich wahnsinnig happy. Mit der Medaille um den Hals ging es dann natürlich wieder an den Strand zum Finisherbuffet und Post-Race-Talk mit ein paar bekannten Gesichtern und neuen Bekannten (die ich gemacht habe, indem ich Strava-Sessions und Instagram-Fotos zum LCW Mallorca geliked habe – daran merkt man, dass mir der Event wirklich sehr gut gefällt). Anschließend musste ich noch (mit dann sehr vollem Bauch, haha) zu Hürzeler pedalieren, das Rad abgeben und den Fußmarsch zurück ins Hotel antreten und dann natürlich nach einem Kurztrip zum Supermarkt noch Essiggurkenwasser trinken und den letzten Teil des Carbloadings für den Marathon morgen absolvieren.
Ich weiß ganz genau, dass ich sehr leiden werde auf der Laufstrecke, aber irgendwie freue ich mich darauf. Und jetzt geht’s ab ins Bett. Bis nächsten Sonntag!

Zum Schluss noch der Hinweis auf die Projekt Iron/wo/man Facebook-Page, auf der es momentan nur sporadisch etwas zu lachen gibt, aber wenn, dann richtig – also lasst gerne ein Like oder ein Follow da: