Free/lance Your Mind

Vor Kurzem geisterte der Song Free Your Mind von En Vogue aus dem Jahr 1992 nach langer Zeit einmal wieder in meinem Kopf auf. It goes like that:  Before you can read me, you gotta learn how to see me / I said / Free your mind and the rest will follow. Übersetzt in etwa: Bevor du mich durchschauen kannst, musst du erst einmal lernen, mich zu sehen / Ich sagte / Mach deinen Geist frei und der Rest wird folgen. Ich finde, dass diese Zeilen auf ganz hervorragende Weise zum ‚Free-machen‘ und ‚Free-lancen‘ passen.

Before you can read me, you gotta learn how to see me

Das gilt natürlich für uns alle: Bevor mich jemand durchschauen kann – oder, etwas positiver ausgedrückt: Bevor jemand verstehen kann, wie ich ticke – muss er erst einmal lernen, wie er mich richtig „sehen“ kann. Als Freiberufler / Freelancer ist eine ganz besondere Herausforderung, weil sowohl Auftraggeber und Auftragnehmer einander zunächst wahrnehmen müssen. Charakter, Arbeitsweise, Vorstellungen von der Umsetzung eines Projektes, das Gleichgewicht zwischen Vertrauen und Kontrolle auf beiden Seiten. Dafür muss man sich ein Stückweit von den damit verbundenen Sorgen befreien.

Free Your Mind

Mach dich frei von negativen Gedanken, befreie deinen Geist und deine Selee. Das sagt sich so leicht, ist es aber nicht. Zumindest dann nicht, wenn man nur das Großprojekt vor sich sieht. Wenn man hingegen das Sich-frei-machen in kleine Schritte aufteilt und einen nach dem anderen geht, dann – nun, dann „geht“ es auch. Ein Auftraggeber kann sich nur dann anderen Themen zuwenden, wenn er weiß, dass sein Projekt in guten Händen ist. Ein Auftragnehmer kann nur dann an einem Projekt arbeiten, wenn er weiß, dass er abgesichert ist. Für beide Seiten braucht es verbindliche Vereinbarungen und Strukturen, die aber trotzdem genug kreativen Spielraum erlauben.

Lance Your Mind

To lance bedeutet sinngemäß: etwas lancieren, etwas durchziehen (eine lance ist auch eine Lanze, aber das Zustechen ist in unserem Kontext nicht hilfreich). Etwas durchzuziehen heißt auch, den Mut zu haben, es vom Anfang bis zum Ende zu bringen und nicht mittendrin einfach aufzuhören. Das gilt für die Trainingseinheit im Fitnesstudio ebenso wie für das Studium oder den Auftrag. Lance your mind steht auch dafür, dass man sich gedanklich mit aller Energie darauf stürzen sollte und nicht von vornherein die verrückten Überlegungen unterbinden oder ausschließen darf. Stürze dich mit deiner geballten Kreativität auf etwas, sammle all deine Ideen dazu und nähere dich von unterschiedlichen Sichtweisen an ein Problem an. Mache Gedankenexkurse und vergiss nie, alles aufzuschreiben: Wenn es nicht für dieses Projekt umgesetzt werden kann, dann vielleicht für ein anderes?

Freelance Your Mind

Als Freelancer – Freiberufler – ist die Entscheidung für die Freiheit im Denken und Arbeiten schon bewusst gefallen. Wenn du kein Freelancer bist, dann wächst die Entscheidung dafür vielleicht gerade in dir heran? Berufliche und kreative Freiheit sind Ideale, denen wir uns als Freie gerne annähern. Auch wenn wir im Rahmen unserer Projekte teilweise unfrei sind, oder nur in begrenztem Maße frei, so sind wir es generell doch an sich. Denn wir können uns bewusst dafür entscheiden, Projekte anzunehmen oder abzulehnen. Oder unsere Arbeitszeiten frei bestimmen. Vielleicht nicht immer, aber doch häufiger als jemand, der in einem festen Arbeitsverhältnis angestellt ist. Dafür verzichten wir auf die Sicherheit der Festanstellung. Nicht immer freiwillig, denn es gibt mit Sicherheit auch genug Freiberufler, die lieber Festangestellte wären. Doch die andere Seite sieht einfach manchmal verlockender aus, egal auf welcher man selbst gerade steht. Erlaube dir diese Gedankenspiele; versuche dabei nur, dich auf die positiven Gedanken zu konzentrieren und das Negative zuzulassen, aber nicht überhand nehmen zu lassen.

And the Rest Will Follow

Dasitzen und warten, dass der Rest schon irgendwann kommt – und dass dieser Rest auch tatsächlich etwas Gutes bedeutet: Wer kann das schon? Ich meine: Wer kann das schon länger als bis zum nächsten Meilenstein, Kilometerstein, Meterstein, Zentimeterstein, Millimeterstein? Wir sind nicht dafür gemacht, auf etwas zu warten. WIr sind dafür gemacht, etwas zu tun. Aktiv zu sein. Wer nicht Lotto spielt, der kann auch nicht im Lotto gewinnen, also auf den Rest namens Lottogewinn warten. Andererseits kann man auch nichts erzwingen. Auch wenn ich mich noch so sehr bemühe, manchmal klappen Dinge einfach nicht und der Rest, auf den ich meine Aktionen abgezielt habe, lässt sich nicht realisieren. Überbordender Aktionismus und schicksalsergebene Passivität sind die zwei Eckpunkte am Metronom, das mal sanft pendelt und mal wild ausschlägt. Aber das Gute dara ist: Es geht immer hin und her, nicht durchwegs in eine Richtung. Der Rest folgt also auch nur dann, wenn wir die Balance zwischen Aktion und Reaktion, zwischen dem Machen und dem Warten zum Teil unseres Lebens machen. Je besser wir dabei diesen Rest für uns gedanklich definiert haben, desto leichter wird uns diese Aufgabe fallen.

Jeden Tag aufs Neue.

Ein anderer Ansatz zum Thema Free Your Mind zum Nachlesen: Depression: Free Your Mind and the Rest Will Follow

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