Schuluniformen sind in Deutschland weitestgehend abgeschafft, nur bestimmte Berufe erfordern spezielle Uniformen, andere hingegen besondere Arbeits- oder Schutzkleidung. Manche Firmen stellen die Arbeitskleidung, andere schreiben alles oder gar nichts vor. Doch die Kleidung ist mehr als nur Staffage und Symbol; sie kann auch Einfluss auf die Work-Life-Balance nehmen.
Der Business-Mode
Manche Menschen können das: Sie wechseln während der Arbeitszeit – ob im Büro, in der Fabrik oder sonstwo – in den so genannten ‚Business-Mode‘, also Geschäftsmodus. Wenn sie dann nach getaner Arbeit – morgens, mittags, abends, nachts – ihre Arbeitsstätte verlassen, streifen sie diesen Business-Mode ab, lassen die Arbeit hinter sich und sind wieder Privatmenschen. So etwas nennt man auch eine gesunde Work-Life-Balance: Wenn einem die Arbeit nicht nachhängt, einen nicht verfolgt, man sie in der Freizeit loslassen kann, obwohl vielleicht manche Dinge unerledigt geblieben sind, man nicht fertig geworden ist, noch so viel zu tun ist und man möglicherweise auch zwischenmenschlich Unerfreuliches erlebt hat.
Doch leider gibt es heute immer mehr Menschen, die die Arbeit mit nach Hause nehmen, sie also nicht einfach abstreifen, bis zum nächsten Arbeitsbeginn ad acta legen können. Das mag viele Gründe haben, doch es dürfte ebenso viele Möglichkeiten geben, dem vorzubeugen und die Trennlinie zwischen Privat- und Berufsleben wieder etwas klarer zu sehen. Denn ganz gleich wie viel Spaß einem die Arbeit macht, oder wie viel sie mit etwas zu tun hat, das einem auch privat als Hobby oder Passion Freude bereitet: Auszeiten, Freizeiten, Ausruhzeiten, Relaxzeiten – Phasen des Tages und der Nacht, die sich um andere Dinge drehen sind wichtig, um den Kopf wieder freizubekommen. Schließlich soll jedes Leben aus mehr als nur Arbeit bestehen dürfen.
Das Stichwort „abstreifen“ ist an dieser Stelle gar nicht so verkehrt. Vor allem in der Medienbranche, in Internetfirmen und eher jungen Berufsumfeldern sind Dresscodes, wie in Banken oder im Krankenhaus, nicht üblich. Statt Anzug oder Kittel tragen wir im Beruf auch die Kleidung, die wir privat tragen. Auf den ersten Blick mag das komfortabel und angenehm klingen; doch wenn das ganz bewusste Moment des „Abstreifens“ – den Anzug ausziehen, den Kittel ablegen – fehlt, dann ist der Übergang vom Arbeits- zum Privatleben so fließend, dass Trennlinien verschwimmen. Die Arbeit „haftet“ an uns, wenn wir in unserem Lieblings-Oberteil morgens im Büro sitzen und abends mit Freunden noch etwas trinken. Die Kleidung erinnert uns an den Kontext, in dem wir sie getragen haben. Wenn es keine eindeutig nur der Arbeit zugeordneten Kleidungsstücke gibt, dann ziehen wir vor Arbeitsbeginn auch nicht unsere „Business Mode“-Rüstung an, streifen den Geschäftsmenschen nach der Arbeit auch nicht ab. Deshalb ist es ratsam, zumindest eine Handvoll Kleidungsstücke nur im Büro zu tragen, die dann für die Freizeit tabu sind. Andersherum funktioniert es doch auch, oder sind Sie schon einmal im Pyjama ins Büro gegangen?
Die Business-Mode
Damit zur zweiten Interpretation des Wortes „Business-Mode“, nämlich im Sinne von Business-Stil und -Kleidung. Tatsächlich haben es Uniformträger hier etwas leichter: Wer die Robe eines Richters oder das Ornat eines hohen Beamten trägt, der nimmt damit meist automatisch Haltung an und verhält sich seiner Rolle gemäß – nicht anders als Schauspieler im Theater, oder das Publikum bei einer ‚White Tie‘-Veranstaltung. Doch für Studenten, die vom Uni-Look zum Business-Look wechseln müssen, oder für Arbeitnehmer, die aus einem legeren in ein seriöses Umfeld wechseln, ist das Verinnerlichen des Dresscodes eines Unternehmens manchmal eine große Herausforderung.
Dabei geht es nicht nur darum, sich die richtige Kleidung zu kaufen; denn dank fachkundiger Beratung oder mit Hilfe von Modemagazinen und Internet ist das reine Ausstaffieren an sich keine große Kunst. Es geht vielmehr darum, dass sich die Eingekleideten in ihren neuen Gewändern auch wohlfühlen müssen, um selbstsicher auftreten zu können. Die Kleidung muss zur zweiten Haut werden, in der man sich souverän und ungezwungen bewegen kann, ohne sich eingeengt oder verkleidet vorzukommen. Preis und Marke spielen hier keine Rolle; souverän getragen, kann ein Hosenanzug für 50 Euro genauso gut aussehen wie einer für 500 Euro. Möchte man länger an seiner Kleidung Freude haben und es vermeiden, menschenunwürdige Arbeitsverhältnisse zu unterstützen, dann sollte man ein paar Euro mehr ausgeben; zwischen Ramsch und Luxus gibt es zig Alternativen, die den Geldbeutel, die Umwelt und das Gewissen schonen, aber trotzdem gut aussehen. Leute machen Kleidung macht Leute; und Business-Mode macht Business-Mode. Zwar verdient sich nur mit der richtigen Kleidung die erste Million auch nicht automatisch, doch die Basis für souveränes und sicheres Auftreten ist mit dem passenden Outfit allemal geschaffen.
PS: Online ist immer irgendwo Sale – und klassische Büro-Kleidung unterliegt keinen Mode-Trends, so dass sich stets etwas Zeitloses reduziert finden lässt. Diese Basics lassen sich dann je nach Saison, Wetter und Modezirkus bei Bedarf mit Accessoires und Schuhen aufpeppen. Notwendig ist das nicht, kann aber durchaus Spaß machen und der Ernsthaftigkeit des Arbeitsalltags spielerisch ein wenig Strenge nehmen.